Dtsch Med Wochenschr 1957; 82(36): 1568-1574
DOI: 10.1055/s-0028-1116938
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Vergleichende Untersuchungen von Morphologie und Hormongehalt des Kälberpankreas nach Sulfonylharnstoffen (D 860)

Comparative studies of the morphology and hormonal content of calf's pancreas after administration of D 860E. F. Pfeiffer, H. Steigerwald, W. Sandritter* , A. Bänder, A. Mager, U. Becker, K. Retiene
  • I. Med. Univ.-Klinik Frankfurt/Main (Direktor: Prof. Dr. F. Hoff), dem Senckenbergischen Pathol. Institut der Universität Frankfurt/Main (Direktor: Prof. Dr. A. Lauche) und der Pharmazeutischen Forschungsabteilung der Farbwerke Hoechst AG (Leiter: Prof. Dr. Dr. h. c. G. Ehrhart)
* Mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft.
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Publication Date:
27 August 2009 (online)

Zusammenfassung

Durch Bestimmung von Pankreasinsulin- und Glukagongehalt sowie durch Untersuchung der morphologischen Veränderungen von A- und B-Zellen nach einmaliger sowie 7- und 14tägiger und schließlich vierwöchiger Zufuhr von 100 mg D 860 bei 8 Wochen alten Kälbern wurde unter jeweiliger Beachtung der Blutzuckerveränderungen gefunden:

Nach einmaliger Gabe von D 860 kommt es bei markanter Entgranulierung der B-Zellen zu einem deutlichen Insulinverlust, der 3 Stunden nach der Fütterung des Medikamentes bei gleichzeitiger maximaler Kerngrößenzunahme der B-Zellen durch Neuproduktion des Hormons wieder ausgeglichen wird. Die A-Zellen nehmen an diesem Vorgang nur in Form einer quantitativ bedeutend schwächeren und dann auch verspätet einsetzenden Kerngrößenzunahme und Vermehrung des Glukagongehaltes teil.

Ein charakteristischer 24-Stunden-Rhythmus ist erkennbar, in dessen Verlauf sich Entgranulierung, Insulinverlust und tiefster Blutzuckerwert einerseits, Insulinregeneration, Kerngrößenzunahme und allmählich wieder einsetzende Regranulierung bei Regression der Kerngrößenvolumina der B-Zellen bis zum Ende der 24-Stunden-Periode andererseits decken.

Nach dauernder Gabe von D 860 über 7 und 14 Tage sowie 4 Wochen läßt sich der 24-Stunden-Rhythmus der Veränderungen von Morphologie und Inkretgehalt der Drüse jeweils nach der letzten Tablettengabe etwas verwischt, aber immer noch deutlich beobachten. Abweichend vom Kurzversuch war ein geringerer primärer Insulinverlust bei geringerer B-Zellen-Entgranulierung und Fehlen eines blutzuckersenkenden Effektes nach 7 tägiger Zufuhr des Sulfonylharnstoffpräparates festzustellen, während eine schwächer ausgeprägte Kerngrößenzunahme im 24-Stunden-Ablauf insgesamt niedrigeren Insulinwerten entsprach. Das A-Zellen-System zeigte hinsichtlich der Kerngrößenzunahme und des Glukagongehaltes eine früher einsetzende, verstärkte Aktivierung.

Nach vierwöchiger Dauergabe von D 860 ließ sich im Vergleich zu den gleich alten Pankreata der Kontrolltiere wieder eine Angleichung an die Verhältnisse im Kurzversuch, vor allem hinsichtlich der Insulinregeneration und der Aktivitätszeichen des glukagonbildenden A-Zellen-Systems feststellen.

Degenerative Veränderungen waren weder an den A- noch den B-Zellen zu irgendeinem Untersuchungstermin nachzuweisen. Es wird der Schluß gezogen, daß die Sulfonylharnstoffe primär eine Ausschüttung des in löslicher Form in den B-Zellen vorliegenden Insulins bewirken, der die Mobilisation des an die Granula gebundenen Insulins folgt, während als sekundärer Effekt eine Produktionssteigerung an Insulin eintritt. Unter dauernder Gabe des Medikamentes läßt die Ansprechbarkeit des stoffwechselgesunden Organismus des Kalbes gegenüber dem ständig wiederholten Sekretionsreiz nach, ist aber auch nach länger anhaltender Zufuhr von D 860 immer noch nachweisbar.

Resumen

Investigaciones comparativas sobre la morfología y contenido hormonal del páncreas de las terneras tras administración de sulfonilureas (D 860)

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