Dtsch Med Wochenschr 1952; 77(33/34): 980-983
DOI: 10.1055/s-0028-1117127
Klinik und Forschung

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Ein Blick in unsere Kanülen

Herbert Stockmann
  • Hygiene-Institut der Universität Göttingen (Direktor: Prof. Dr. F. Schütz)
Further Information

Publication History

Publication Date:
05 May 2009 (online)

Zusammenfassung

  1. Die genaue Betrachtung von über 3000 gereinigten Kanülen ergab: Relativ häufig finden sich anorganische und organische Reste im Inneren des Ansatzes, besonders bei Kanülen, die längere Zeit im Gebrauch waren und für Injektionen öliger Medikamente benutzt wurden.

  2. Mit Sporenerde infizierte Koagula im Kanülenansatz werden völlig keimfrei nur durch Heißluftsterilisation. Das ist aber nicht der Fall bei Feuchtsterilisation. Die Koagula lösen sich nicht auf, nur ihre Oberfläche wird keimfrei.

  3. Das Vorhandensein der Reste in den Kanülen hilft folgende Erscheinungen erklären: a) Den Stop beim Injizieren von Medikamenten; b) die Trübung einer in die Spritze aufgezogenen vorher klaren Flüssigkeit; c) die iatrogene Infektion nach Injektionen mit feuchtsterilisierten Kanülen.

  4. Praktische Schlußfolgerungen: a) Sofortiges Durchspritzen der gebrauchten Kanülen mit 1—3%iger VR 905a-Lösung beseitigt auch ölige Rückstände. Auflösen der verkrusteten Reste von Blut und Medikamenten durch halbstündiges Kochen in 2—3%iger Imi-Lösung. b) Bei Feuchtsterilisation ist erforderlich: Kontrolle der Kanülenansätze auf Rückstände mit Hilfe eines einfachen Betrachtungsgerätes, c) Bei Trockensterilisation ist die Feststellung und Beseitigung der Residuen mehr eine Frage der Ästhetik.

* Den Herren Fuhrmann von der Max-Planck-Gesellschaft Göttingen, Dr. Behme, Augenklinik Göttingen, und Prof. Dr. Blaser, P 3-Labor der Firma Henkel & Cie, Düsseldorf, bin ich für ihre liebenswürdige Unterstützung und Mitarbeit zu besonderem Dank verpflichtet.

* Ergänzung: Nach Fertigstellung dieser Arbeit erhielt ich von zwei Aufsätzen Kenntnis, die sich zum Teil ebenfalls mit der Kanülenfrage beschäftigen. Die Autoren beleuchten das Problem zwar von einer anderen Seite, aber mit dem gleichen Ziel: Die Aufmerksamkeit der Ärzteschaft erneut auf das Spritzen- und Kanülenproblem zu lenken. Vgl. hierzu Münch. med. Wschr. 1951, 40:

Hoenigsberg: Stromlinienspritze und Einmalnadel;

Knorr, Borneff und Gross: Erkennung und Verhütung der Spritzeninfektion.

    >