Dtsch Med Wochenschr 1952; 77(36): 1044-1049
DOI: 10.1055/s-0028-1117147
Therapie

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Rückschau und Stand der Endocarditis-lenta-Behandlung

E. Boden, F. Loogen
  • I. Medizinischen Klinik der Medizinischen Akademie Düsseldorf (Direktor: Prof. Dr. med. E. Boden)
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Publication Date:
05 May 2009 (online)

Zusammenfassung

1. Zur Beurteilung des Enderfolges einer Endocarditis-lenta-Behandlung ist eine ausreichend lange Nachbeobachtung Voraussetzung. Unter Zugrundelegung einer Nachbeobachtungszeit von 3 Jahren können von 71 in den Jahren 1946—1948 behandelten Endocarditis-lenta-Patienten 13 (= 18%) als endgültig geheilt angesehen werden. Unsere Behandlungserfolge liegen erheblich unter denen der angloamerikanischen Länder. Als Erklärung kommen mehrere Gründe in Frage, die im einzelnen besprochen werden:

a) Der anfängliche Penicillinmangel.

b) Die offenbar unterschiedliche Auffassung des Krankheitsbegriffes.

c) Die Diskrepanz zwischen der Häufigkeit des Erregernachweises in den westlichen Ländern und in Deutschland sowie das unterschiedliche Verhalten gegenüber der antibiotischen Behandlung bei Fällen mit Erregernachweis im Vergleich zu den ohne einen solchen.

d) Unterschiedliche Auffassung über den Begriff der „Heilung” einer Endocarditis lenta.

2. Die therapeutischen Möglichkeiten werden besprochen, und es wird auf die Zweckmäßigkeit einer gezielten Therapie hingewiesen. Das Mittel der Wahl ist das Penicillin. Kommt man damit allein nicht zum Ziel, ist eine Kombinationsbehandlung mit Penicillin + Streptomycin wegen der dadurch erreichbaren Verbreiterung des bakteriziden Wirkungsspektrums angezeigt.

Im Vergleich zu diesen Mitteln spielen die neueren Antibiotica Aureomycin, Terramycin und Chloromycetin für die Behandlung der Endocarditis lenta eine geringere Rolle. Von einer Kombination dieser drei Antibiotika kann keine Wirkungssteigerung erwartet werden, vor einer Kombination aber mit Penicillin oder Streptomycin wird nachdrücklich gewarnt.

Auf die Bedeutung einer gründlichen Herdbereinigung wird hingewiesen. Unter den weiteren therapeutischen Maßnahmen wird auf die Behandlung mit Penicillin + Pyrifer eingegangen, die Anwendung des Contebens begründet und seine Wirkungsweise zu erklären versucht.