Dtsch Med Wochenschr 1951; 76(46): 1685-1686
DOI: 10.1055/s-0028-1117503
Klinik und Forschung

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Immunität bei Tuberkulose

H. Bloch
  • Division of Tuberculosis, Public Health Research Institute of the City of New York, Inc., New York, N. Y.
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Publication Date:
05 May 2009 (online)

Zusammenfassung

Trotz zahlreicher Untersuchungen ist bei der Tuberkulose des Menschen das Problem der Immunität bis heute nicht in überzeugender Weise gelöst. Es sind z. B. bisher serologisch keine Antikörper nachgewiesen worden; die Immunität ist nicht übertragbar. Die Tuberkulinreaktion beweist nur eine kutane Allergie gegen bestimmte Tuberkel-Proteine, nicht das Vorliegen einer Immunität. Die Schutzimpfung mit BCG bewirkt nur einen zeitlich begrenzten relativen Schutz, aber durch wiederholten Kontakt mit lebenden Tuberkelbazillen wird die Abwehrkraft wohl häufig erneuert. Die Abwehr eines Neuinfektes wird nach experimentellen und klinischen Erfahrungen durch das Vorhandensein lebender Tuberkelbazillen im Körper eindeutig begünstigt. Diese Bazillen leben offenbar in einer Art Symbiose mit dem Organismus; dem Körper gelingt es nicht, sie abzutöten und zu eliminieren, andererseits sind die Keime auf bestimmte Herde beschränkt, so daß es nicht zu einer fortschreitenden Tuberkulose kommt. Für die Aufrechterhaltung dieses Gleichgewichtes sind offenbar gewisse Produkte aus dem Stoffwechsel der Tuberkelbazillen von Bedeutung. Eine Reihe von Faktoren kann zu einer Störung dieses Gleichgewichtes führen. Bekannt ist der ungünstige Einfluß, den hormonale Störungen, eine mangelhafte Ernährung, Infektionen und psychische Insulte auf den Verlauf einer Tuberkulose haben können. Da die Abwehrlage des Organismus von der Anwesenheit lebender Tuberkelbazillen abhängt, sind die Bestrebungen, die eine vollständige Eliminierung der Tuberkelbazillen durch die Chemotherapie oder auf chirurgischem Wege anstreben, von zweifelhaftem Wert.

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