Dtsch Med Wochenschr 1950; 75(33/34): 1084-1085
DOI: 10.1055/s-0028-1117619
Therapie

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Klinische Erfahrungen mit „Persedon”

G. Mall, E. Vosseler
  • Universitäts-Nervenklinik Tübingen (Direktor: Prof. Dr. Dr. h. c. E. Kretschmer)
Further Information

Publication History

Publication Date:
14 May 2009 (online)

Zusammenfassung

Es wird über klinische, experimentalpsychologische und pharmakologische Erfahrungen hinsichtlich der therapeutischen Verwendbarkeit von „Persedon” berichtet. Als leichtes Schlafmittel wurde „Persedon” klinisch vielfach von uns in einer Dosis von 0,4 g bei den verschiedensten Schlafstörungen mit Erfolg verwendet. Es eignet sich als Ersatz für die üblichen Schlafmittel der Barbitursäure- und Urethanreihe ausgezeichnet und läßt sich mit diesen auf die verschiedenste Weise kombinieren. Sehr günstig war die Wirkung von „Persedon” bei den verschiedensten Depressionszuständen, bei neurasthenischen Syndromen, bei vegetativer Dystonie sowie bei manischer Erregung. In letzterem Fall haben wir das Präparat bei einer Tagesdosis von 3mal 0,4 g täglich mit günstigem Erfolg kombiniert mit niedrigen Insulindosen (täglich 5 E Insulin œ Stunde vor einer Mahlzeit). Die experimentalpsychologischen Untersuchungen ergaben bei einer Einzeldosis bis zu 0,2 g eine ausgesprochen beruhigende Sedativwirkung ohne Symptome eines auf Ermüdung beruhenden Leistungsabfalls. Auf Grund der Sedativwirkung wurde die Leistung vielmehr ruhiger und gleichmäßig stetiger mit einem Absinken der Flüchtigkeitsfehlerzahl. Bei einer Dosierung von 0,4 g tritt eine ausgesprochen hypnotische Wirkung in Erscheinung mit deutlicher Verlangsamung der Assoziationsgeschwindigkeit des Arbeitstempos und zunehmender Ermüdung.

Ausgedehnte Untersuchungen über die Wirkung von „Persedon” auf die verschiedensten vegetativen Funktionen ergaben lediglich eine geringe Erhöhung des Blutzuckerspiegels um durchschnittlich +14% und gelegentlich eine geringfügige Beschleunigung der BSG um wenige Millimeter. Der Serumeiweißspiegel, die Leukozytenformel, Gesamtleukozytenzahl, Puls- und Temperaturkurve blieben auch bei längerer Medikation unbeeinflußt. Anhaltspunkte für eine erhöhte Gewöhnung und Suchtgefahr haben wir nicht beobachtet, auch keine Entziehungserscheinung beim Absetzen des Präparates. Das „Persedon” wird deshalb von uns im Rahmen der klinischen Therapie regelmäßig als angenehmes Tagessedativum und mild wirkendes Hypnotikum verwendet.

    >