Dtsch Med Wochenschr 1950; 75(6): 199-202
DOI: 10.1055/s-0028-1117828
Klinik und Forschung

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Über Entkeimung und sterile Aufbewahrung von Spritzen und Kanülen in der freien Praxis

S. M. Epple
  • (22a) Wuppertal-Barmen, Oststraße 38
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Publication Date:
06 May 2009 (online)

Zusammenfassung

Vom Standpunkt des praktischen Arztes aus werden Fragen der Entkeimung und sterilen Aufbewahrung des Spritzeninstrumentariums eingehend besprochen. Die unbedingt sicher keimtötenden Verfahren der Überdruck- oder Heißluftkreislaufsterilisation wären für die freie Praxis wohl wünschenswert, können aber bei dem heutigen Stand der Verhältnisse noch nicht allgemein und obligatorisch gefordert werden. Auskochen der Spritzen und Kanülen bei 100° muß bei sorgfältiger Durchführung genügen, was durch vielfältige praktische Erfahrung auch bestätigt wird. Trotz alleiniger Sterilisierung durch Auskochen ist im Verhältnis zu Millionen von Punktionen und Injektionen die Zahl der Gasödem- und Tetanuserkrankungen nach Injektionen nur sehr gering. Ohne die Berücksichtigung der natürlichen Infektabwehr des menschlichen Organismus, die Keimvermehrungshemmung und Vernichtung geringer bakterieller Verunreinigungen bei Einspritzungen bewirkt, wäre für den Arzt das Risiko von Einspritzungen untragbar. Um so größere Vorsicht ist dagegen bei daniederliegender biologischer Abwehr am Platze. Entsprechende Vorschläge werden begründet. Noninfektion des Spritzeninstrumentariums ist äußerst wichtig.

Die Lehre von der hohen desinfizierenden Kraft des 70%igen Alkohols erwies sich nach wissenschaftlich einwandfreien Untersuchungen als ein unter Umständen verhängnisvoller Irrtum. Die heute noch viel geübte Aufbewahrung steriler Spritzen und Kanülen in dieser „Konservierungsflüssigkeit” für Gasödem- und Tetanuserreger muß endgültig aus der Praxis verschwinden. An Stelle der bisherigen Alkohol-Spritzenbestecke werden „Trocken-Taschenbestecke” vorgeschlagen, die den Anforderungen führender Kliniker und Bakteriologen an die Aufbewahrung des sterilen Spritzeninstrumentariums weitgehend entsprechen.

Es wäre sinnlos, an den praktischen Arzt Forderungen zu richten, denen dieser bei seinen oft beschränkten Möglichkeiten gar nicht entsprechen kann. Auf dem festen Boden der Tatsachen stehend. müssen theoretische und praktische Medizin in gemeinsamem Bemühen weitere Fortschritte in der Technik der Aseptik des praktischen Arztes zu erzielen suchen.

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