Dtsch Med Wochenschr 1950; 75(11): 365-369
DOI: 10.1055/s-0028-1117876
Fortbildung und Praxis

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Notfälle der Inneren Medizin. 10. Ikterus, Gelbsucht

H. J. Wolf, H. Hauptmeier, H. G. Stübinger
  • Aus der Inneren Abteilung des Städt. Krankenhauses Bielefeld (Chefarzt: Prof. Dr. Wolf)
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Publication Date:
30 August 2009 (online)

Bauchkoliken. III. Teil Peritonitis

Zusammenfassung

Bei jedem akut entstehenden Ikterus ist möglichst frühzeitig die Frage zu klären, ob es sich um einen Verschlußikterus oder um einen hepatozellulären Ikterus handelt. Entscheidend ist im Frühstadium die Untersuchung des frisch gelassenen Urins auf Urobilinogen: vermehrtes Urobilinogen spricht für hepatozellulären (oder hämolytischen) Ikterus. Verschwinden des Urobilinogens spricht für Verschlußikterus. Beim Verschlußikterus ist die Frage zu klären, ob es sich um einen eingeklemmten Stein oder um einen Tumor handelt. Niedrige Blutsenkungswerte sprechen im allgemeinen für Steinverschluß, erhöhte für Tumor.

Bei Vermehrung des Urobilinogens ist die Frage zu klären, ob es sich um einen hämolytischen oder um einen hepatozellulären Ikterus handelt. Für hämolytischen Ikterus sprechen: die Anamnese, die Vermehrung lediglich des indirekten Bilirubins im Blut, die Mikrozytose, die verminderte osmotische Resistenz, die Vermehrung der Retikulozyten im Blut, das Fehlen von Hautjucken und Bradykardie (die Lederer-Anämie wird aus der starken Leukozytenvermehrung diagnostiziert). Für hepatozellulären Ikterus spricht die Vermehrung des direkten und indirekten Bilirubins, das Vorhandensein von Bilirubin im Urin, später der acholische Stuhl, das zu Beginn meist unveränderte Blutbild. Beim hepatozellulären Ikterus sind differentialdiagnostisch abzugrenzen: die Pilz- und Phosphorvergiftung (Anamnese, Nachweis von Pilzresten im Ausgeheberten, das Leuchten des Phosphors im Ausgeheberten). Weiterhin der Ikterus bei Infektionskrankheiten (Pneumonie, Rückfallfieber), meist ohne weiteres schon klinisch festzustellen.

Die akute gelbe Leberatrophie zeichnet sich durch die Schwere des Krankheitsbildes mit Blutungsneigung aus, und durch Delirien und zerebrale Krampferscheinungen; im Urin in späteren Stadien Leuzin und Thyrosin. Bei der Weilschen Krankheit handelt es sich um eine typische Schwimmbad- oder Laboratoriumsinfektion; charakteristisch sind die gleichzeitigen Nierenerscheinungen (Albuminurie, Zylindrurie, Erythrurie ohne Blutungssteigerung) und die Blutungsneigung. Der Nachweis der Spirochäten im Blut sichert die Diagnose.

Weitaus am häufigsten verursacht die Hepatitis epidemica (und der homologe Serumikterus) eine Gelbsucht. Differentialdiagnostisch entscheidend ist hier die Anamnese.

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