Dtsch Med Wochenschr 1950; 75(21): 717-719
DOI: 10.1055/s-0028-1117981
Gesundheitsfürsorge und Arbeitsmedizin

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Colchizin-Vergiftung

P. Seifert
  • Institut für gerichtliche Medizin der Universität Heidelberg (Direktor: Prof. Dr. B. Mueller)
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
14. Mai 2009 (online)

Zusammenfassung

Es wird ein Fall einer Colchizinvergiftung bei einem Kinde beschrieben, das von den Samenkörnern der Herbstzeitlose auf der Wiese beim Spielen gegessen hat. Das Kind starb unter den charakteristischen Erscheinungen einer Colchizinvergiftung, wobei als besonders charakteristisch die lange erscheinungsfreie Latenzzeit zwischen Giftaufnahme und Auftreten der ersten Vergiftungserscheinungen (3—3œ Std.) imponierte. Während der Nachweis des Colchizins in den sichergestellten Samenkapseln mit Hilfe der üblichen chemischen und biologischen Methoden spielend gelang, konnte in den nach Stas-Otto aufbereiteten Gewebeextrakten chemisch überhaupt kein Colchizin nachgewiesen werden, und auch der biologische Test an der Maus war nicht eindeutig, obwohl relativ große Mengen Ausgangsmaterial verwendet wurden. Der geringe Gehalt der Gewebe an Colchizin wurde mit der relativ langen zeitlichen Möglichkeit der Ausscheidung (das Kind lebte noch 34 Stunden nach Einnahme des Giftes) erklärt, die durch das wiederholte Erbrechen und die Diarrhöen des Kindes sehr wesentlich unterstützt wurde. In dem verbliebenen Rest unseres Gewebsextraktes (etwa ⅓ des Gesamtextraktes) konnte jedoch vom Institut für experimentelle Krebsforschung Heidelberg mit Hilfe der dort geübten Nachweismethodik auf Grund der Mitosehemmung an Hühnerherzfibroblasten des überlebenden Hühnerherzens einwandfrei Colchizin in einer Menge von 30—50 γ nachgewiesen werden.

    >