Dtsch Med Wochenschr 1948; 73(43/44): 554-556
DOI: 10.1055/s-0028-1118216
Klinik und Forschung

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Die latente Gaumen- und Rachenmandel-Tuberkulose1

Werner Kindler - Solingen 1 Gekürzt aus zeitbedingten Verhältnissen.
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Publication Date:
02 June 2009 (online)

Zusammenfassung

Auf ein Teilproblem der Tuberkulose wird eingegangen und die meist latent verlaufende Gaumen- und Rachenmandeltuberkulose erörtert. Sie stellt fast immer eine hämatogene Sekundärinfektion bei fehlendem oder ruhendem Lungenbefund dar. Da diese Organerkrankung in allen Lebensaltern vorkommt, ist enge Zusammenarbeit des Laryngologen mit dem Internisten und Pädiater erforderlich. Die Diagnose wird, von Ausnahmen abgesehen, meist nur histologisch und hinterher gestellt, d. h. wenn die Mandeln bereits aus gewöhnlicher Anzeige heraus entfernt wurden. Histologisch wird neben produktiven Gewebsveränderungen auch mehr oder weniger ausgedehnte Verkäsung in den befallenen Mandeln angetroffen. Es kann die ganze Mandel oder auch nur Teile von ihnen von dem spezifischen Krankheitsgeschehen verändert sein. Über 12 entsprechende Fälle bei einem histologisch überprüften Krankengut von 800 Patienten wird genauer berichtet. Das Vorkommen von Mischinfektionen in den Mandeln im Sinne einer unspezifischen sowie spezifischen Entzündung wurde wiederholt festgestellt. Von solchen Mandeln kann es zu einer unspezifischen rheumatischen Streuung kommen. Es kann aber auch vom tuberkulösen Anteil der kranken Gaumenmandel eine spezifische Streuung ausgehen. Alle Mandeloperationen verliefen komplikationslos. Vorsorgliche Röntgennachbestrahlung der Mandelbetten hat sich bewährt. Um eine tuberkulöse Mandelerkrankung infolge der Unsicherheit bzw. Unmöglichkeit ihrer makroskopischen Diagnose nicht zu übersehen, empfiehlt es sich, grundsätzlich alle durch Operation gewonnenen Gaumen- und Rachenmandeln histologisch zu kontrollieren.

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