Dtsch Med Wochenschr 1949; 74(8): 229-231
DOI: 10.1055/s-0028-1118321
Klinik und Forschung

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Das Krankheitsbild des hepatogenen Ulkus

Dietrich Jahn
  • I. Medizinischen Klinik der Städt. Krankenanstalten Nürnberg (Vorstand: Professor Dr. Dietrich Jahn)
Further Information

Publication History

Publication Date:
02 June 2009 (online)

Zusammenfassung

Die Entstehung des hepatogenen Ulkus konnte auf Grund sicherer Beobachtungen schwerer Erkrankungsfälle des Leberparenchyms als deren Folge festgestellt und pathologischanatomisch gesichert werden. Sie bieten die Grundlage zur Beurteilung der weit zahlreicheren Beobachtungen von Lebervergrößerungen ohne Ikterus bei bestehendem Ulkus. Sie können Rückstände einer mit Ikterus verlaufenden Hepatitis infectiosa, eine Hepatitis sine iktero, die Folge einer Schädigung des Parenchyms durch andere Erkrankungen, wahrscheinlich aber auch einer Stoffwechselstörung des Organes selbst sein, die ein toxisches Ödem hervorruft, im weitesten Sinne also eine anikterische Hepatopathie im Sinne v. Bergmanns (9) darstellen. Hier bestehen Verbindungen zu Abwandlungen der Funktion der Leber bei bestimmten Konstitutionen (Jahn) (10). Untersuchungen des Kohlehydratstoffwechsels beweisen einen Mangel an disponierbarem Zucker in der Leber als Folge einer fermentativen Störung oder eines tatsächlichen Mangels. Für ausschlaggebend halte ich die davon abhängige Abbaustörung des Eiweißes mit toxischer Wirkung auf die Schleimhaut des Verdauungstraktes. Durch sie entsteht die Gastro-Duodenitis, wie sie von Eppinger und Leuchtenberg (11), Overgaard (12), Heinlein und Kastrup (13), Büchner und Molley (14) und anderen durch Histamin im Tierversuch erzeugt wurde. Über die Deutung als primär toxische oder peptische Entzündung besteht in der Auffassung dieser Autoren keine Übereinstimmung.

Die Heilungstendenz des hepatogenen Ulkus entspricht den allgemeinen Erfahrungen bei der Geschwürskrankheit, doch besteht eine besondere Neigung zu rezidivieren, wenn die Vergrößerung der Leber fortbesteht. In der Behandlung kommt der massiven Kohlehydratzufuhr als ausgesprochene Lebertherapie die größte Bedeutung zu. Die Erfahrung hat schon vor der Erkennung dieser Zusammenhänge den Hauptwert auf die Kohlehydrate, allerdings mit der Absicht einer Schonungstherapie, gelegt. Eine Umstimmung durch Pyrifer führt oft zum Verschwinden des Ulkus bei verzögerter Heilung.

In der Ulkusgenese ist die hepatogene Entstehung nur eine der bestehenden Möglichkeiten. Es ist nicht anzunehmen, daß für eine so verbreitete Krankheit nur eine Theorie der Entstehung zutreffend wäre.

    >