Dtsch Med Wochenschr 1949; 74(8): 236-240
DOI: 10.1055/s-0028-1118323
Klinik und Forschung

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Neue Ergebnisse auf dem Gebiete der CuCl2-Blutkristallisations-Diagnostik

Alla Selawry - Stuttgart
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Publication Date:
02 June 2009 (online)

Zusammenfassung

Die Kupferchloridkristallisationsmethode bietet ein Reagens auf Veränderungen des Blutes bei Krankheitsvorgängen des Organismus. Blut Kranker beeinflußt das Kupferchlorid form gebend und führt dessen gradlinig-einförmige Kristallstruktur zu verschiedenen Kristallgruppierungen, die als besondere Formen oder Formengrupen sich abgrenzen lassen. Zahlreiche der so entstehenden Kristallisationsformen haben sich bereits als Ausdruck speziellen Krankheitsgeschehens erwiesen.

Unsere Nachprüfung dieser Pfeifferschen Ergebnisse an einerm eigenen Gesamtmaterial von 1950 Fällen bestätigte das Auftreten der krankheitscharakteristischen Formen. So tritt bei 190 Krebsfällen die Ca.-Form in 77% im Blutkristallisationsbild auf. (Siehe vergleichende Statistik.)

Als weiteres Ergebnis gelang es uns, die organcharakteristischen Formen im Blutkristallisationsbild Organkranker aufzufinden und abzugrenzen. Bei 100 Magenkranken war die charakteristische „Magenform” in 92%, bei 115 Uteruskranken die charakteristische „Uterusform” in 93% der Fälle im Blutkristallisationsbild nachweisbar.

Von besonderem diagnostischem Wert erwies sich die Kombination und Einlagerung der krankheitscharakteristischen Form (Ca. -Form) in die organcharakteristischen Formen. 70% der im Kristallisationsbild und klinisch positiven Magen-Ca.-Fälle, 62% der positiven Uterus-Ca.-Fälle zeigen diese Verbindung beider Formen und weisen damit auf die Möglichkeiten einer Lokalisationsdiagnose des Krebses aus dem Blute des Kranken (über eine allgemeine Krebsdiagnose von 77% Sicherheit hinaus) hin.

Wir beschränken uns hier auf diesen Tatsachenbericht. Künftigen Veröffentlichungen mögen andere bearbeitete und in Arbeit befindliche Gebiete, so die Darstellung weiterer charakteristischer Organformen (Leberform, Nierenform, Herzform, Lungenform, inkretorischer Drüsenformen) und anderer Erkrankungen vorbehalten bleiben.

So erschließt die Blutkristallisationsmethode ein neues Forschungsgebiet. Wohl stehen wir an dessen Anfang. Doch sind die ersten grundlegenden Schritte durch das Auffinden der organcharakteristischen und krankheitscharakteristischen Formen gegeben. Unter peinlich sorgfältigem technischen Arbeiten bei einwandfreien Versuchsbedingungen, an umfassendem klinisch und histologisch gesicherten Material weiter ausgebaut und überprüft, kann diese Methode der Klinik ein brauchbares Diagnostikum erschließen, welches die bestehenden Untersuchungsmethoden wesentlich zu ergänzen vermag.

Es erübrigt sich, darauf hinzuweisen, daß das Studium der Kristallformen mühsame Einzelarbeit erfordert, wie jede verantwortliche klinische Diagnostik, z.B. Röntgenuntersuchungen, und selbstverständlich nur in die Hand des geübten Arztes gehört, der das betreffende pathologische Geschehen sowie dessen Formenabdruck im Kristallisationsfeld zu vereinen weiß.

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