Dtsch Med Wochenschr 1947; 72(9/12): 108-111
DOI: 10.1055/s-0028-1118642
Klinik und Forschung

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

II. Das klinische Bild des Darmbrandes

Chr. Ruppert Medizinische Klinik
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
02. Juni 2009 (online)

Zusammenfassung

1. Akute, meist sehr schwere, unter den Zeichen der „Gastro-Enteritis” — aber auch proteusartig vielgestaltig — auftretende fieberhafte Erkrankung.

2. Führende Symptome: Trockene, belegte Zunge, Foetor, Nahrungsmittelverweigerung. Heftiger Oberbauchschmerz, meist links, mit Spannungsvermehrung und Hauthyperalgesie im Gebiet von Th 7/12. Kolikartige Leibschmerzen, Meteorismus, oft sichtbare Darmsteifungen. Durchfälle oder Obstipation, sehr bald blutige Entleerungen. Stark beschleunigte Senkung der Blutkörperchen, Leukozytose, Linksverschiebung, toxische Granulation, oft Zeichen von Kapillartoxikose als Cutis marmorata. — Röntgenbefund s. später.

3. Komplikationen: mittelhäufig. Frühkomplikationen: Durchwanderungsperitonitis, paralytischer Ileus. Di- und Tetraplegien, Landry-Paralyse infolge kapillärer Blutungen in Gehirn und Rückenmark (Kapillartoxikose). Spätkomplikationen (zuweilen schon recht frühzeitig, gelegentlich auch erst wochenlang nach der „Heilung”): adhäsive Peritonitis. Perforationsperitonitis. Strangileus durch Verwachsungen. Obdurationsileus durch Narbenstenose. Besondere, erst später auftretende Störungen des Verdaungsvorganges: noch nicht beobachtet.

4. Rezidive: mittelhäufig.

5. Ätiologie: noch unbekannt. Serologische und pathologischanatomische Untersuchungen gestatten, eine Verwandtschaft mit bekannten Krankheiten (Dysenterie, Cholera usw., Arsenvergiftung und dergleichen) abzulehnen.

6. Therapie: exspektativ. Milde Laxantien. Ausgleich des Wasserverlustes. Evtl. Transfusion. Beeinflussung des peripheren Kreislaufs. Chirurgische Therapie oft nötig (s. Mitteilung V).

7. Prognose: zweifelhaft. Mortalität etwa 40%.

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