Dtsch Med Wochenschr 1947; 72(15/16): 186-188
DOI: 10.1055/s-0028-1118661
Klinik und Forschung

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Über „Darmbrand”. V. Beitrag zur Chirurgie des Darmbrandes

 Meyer-Burgdorff (Chirurgische Klinik)
  • Städtischen Krankenhaus Süd, Lübeck
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Publication Date:
02 June 2009 (online)

Über „Darmbrand”. VI. Literaturstudie über darmbrandähnliche Erkrankungen

Zusammenfassung

Über den Darmbrand liegen der Chirurgischen Klinik 29 Beobachtungen vor. Die ersten stammen aus den Monaten April/Mai 1946; eine Zunahme der Krankheitsfälle macht sich seit August mit zunehmender Kenntnis des Krankheitsbildes und entsprechendem Hinweis auch beim Außenarzt bemerkbar. Die schwersten Fälle lassen neben den heftigsten, an Strangulation oder Perforation erinnernden Schmerzen im linken Oberbauch einen schweren Kollaps erkennen, dessen Beherrschung auch auf chirurgischem Wege vorläufig nicht gelingt. In wenigen Stunden oder Tagen tritt der Exitus ein. Ob es möglich sein wird, auch in solchen Fällen ganz frisch im ersten Beginn durch entsprechende Ableitung des Darminhalts und Regelung des Wasserhaushaltes eine Besserung zu erzielen, muß die Zukunft lehren. Wir haben diese Fälle fast alle in moribundem Zustand eingewiesen bekommen; sie sind ohne Ausnahme gestorben. Verhältnismäßig günstig verlaufen die schweren Erkrankungen, deren beste Behandlung sich nach unseren Erfahrungen auf die Ableitung des Darminhalts durch Jejunalfistel erstreckt. In den leichteren Fällen kann man sich konservativ verhalten, wenn nicht immer wieder auftretende Attacken ebenfalls zu einer Entlastung des Darmes durch Fistel zwingen. Im Gesamtmaterial waren 6 Kranke bei der Einlieferung moribund, 7 so leicht erkrankt, daß wir uns zu konservativem Verfahren entschlossen, 15 wurden einer operativen Behandlung zugeführt, die 4mal aus einer Darmresektion, einmal aus einer Vorlagerung und im übrigen aus der Anlegung einer Fistel bestand. Ohne Rücksicht auf die moribunden und die leichten Erkrankungen betrug die Mortalität bei Operierten und Nichtoperierten etwa 50%.

Die Symptomatologie ist der akuten Enteritis der früheren Jahre ähnlich. Sie bedarf noch eines sehr sorgfältigen klinischen Ausbaus, wobei die genaue Vorgeschichte, der örtliche Befund und die Röntgenuntersuchung richtungweisend sind. In zweifelhaften Fällen ist die Laparotomie unbedingt angezeigt, damit nicht eine Perforation oder ein Strangileus übersehen wird.

Ernste Sorgen macht die Beobachtung der Nachkrankheiten, die in einer Neigung zum Ileus und zu Perforationsperitonitis bestehen.

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