Dtsch Med Wochenschr 1947; 72(25/26): 347-350
DOI: 10.1055/s-0028-1118708
Klinik und Forschung

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Neuromuskuläre Kavernenprobleme bei Lungentuberkulose

Alexander Sturm
  • Inn. Abtlg. der Städt. Krankenanstalten Wuppertal-Barmen (Chefarzt: Prof. Dr. A. Sturm)
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
02. Juni 2009 (online)

Zusammenfassung

In kontraktionsatelektatischen Lungenveränderungen entstehen bisweilen zu Beginn der Rückbildung röntgenologisch nachweisbare rundliche Aufhellungszonen, die als partielle Erschlaffung des vorher kontrahierten Lungengewebes, als eine unter dem Bild von bullösen Emphysemen einhergehende dilatative nervale Lungenreaktion gedeutet wird. Dieselbe Ausdeutung erfordern wahrscheinlich auch die im tuberkulösen Frühinfiltrat bzw. in spezifischen Löffer - Infiltraten auftretenden Frühkavernen. Die ihnen zugrundeliegenden lungenparetischen Emphysemblasen stellen eine Gewebszone negativer Anergie bei einer tuberkulösen Reinfektion dar und erleichtern dadurch die Ansiedelung einer nekrotisierenden Entzündung mit Zerfallskavernenbildung; bei der kanalikulären tuberkulösen Reinfektion spielt das respiratorische Trauma im paretischen Lungengewebe eine große Rolle. Die glatte Ringbildung der Frühkaverne, ihre „Spontanheilung“, ihr jederzeit mögliches Rezidivieren in Zerfallshöhlen, die von der neuzeitigen Kavernenforschung festgestellten Druckwirkungen in Kavernen, das sogenannte Zusammenziehen der Lunge über die Kaverne hin bei der Ausatmung usw. finden in der Vorstellung von der nervalen Emphysemblase im Zentrum eines kontraktionsatelektatischen Lungenbezirkes als präkavernöses Stadium eine allseitig befriedigende Erklärung.