Zusammenfassung
Für die Identifizierung der Gonokokken halten wir auf Grund unserer oben geschilderten Untersuchungsergebnisse folgende
Forderungen für maßgebend:
1. Gram-negative Diplokokken in Semmelform, die im Deckglasausstrich nicht in zusammenhängenden
Verbänden (Trauben oder Fäden), sondern einzeln oder zu 2—4 Pärchen nebeneinanderliegend
erscheinen, wobei die Teilungsachsen stets senkrecht zueinander stehen.
2. Auch in lange fortgezüchteten Kulturen nur Gram-negative Diplokokken, keine Übergange
oder Umwandlungen zu Gram-positiven.
3. Neigung zur Bildung von Involutionsformen; sie beginnt oft schon in 24 Stunden
alten Kulturen und ist nach 48 Stunden meist ganz ausgesprochen.
4. Bildung bizarrer, zackiger und eckiger, geschrumpfter bzw. geblähter Formen bei
Herstellung von Ausstrichen in Kochsalzlösung oder Aqua dest. Keine verzerrten Formen
in den mit 1 : 4 verdünntem Aszites hergestellten Präparaten.
5. Charakteristisches Wachstum auf Aszitesagar: nach 24 Stunden 1—2 mm große Kolonien,
die, besonders deutlich bei Lupenbetrachtung, tautropfenartig, leicht getrübt und
leicht gelblich gefärbt erscheinen und bisweilen bereits in der Mitte eine kleine
gelbe Kuppe zeigen. Nach 48 Stunden bis 4 mm große, gelbbräunliche, durchscheinende
Kolonien, die in der Mitte eine dichte, gelbe Kuppe zeigen. Kein Zusammenfließen benachbarter
Kolonien, sondern deutlicher Grenzstrich zwischen ihnen.
6. Spermageruch der Kultur.
7. Kein Wachstum auf gewöhnlichem Agar; auch nach längerer Fortzüchtung keine Anpassung
an gewöhnlichen Agar.
8. Von Zuckern und Alkoholen wird nur Traubenzucker deutlich vergoren (wenn Lävulose-
oder Maltosenährböden ebenfalls vergoren werden, ist zu prüfen, ob das Nährmedium
— z. B. infolge Zusatz von Hühnereiweiß — nicht etwa Traubenzucker enthält).
9. Deutliche bis starke Schleimbildung in den Kulturen, die eine gleichmäßige Verreibung
in Kochsalzlösung erschwert.
10. Gute Agglutination noch in starken Verdünnungen spezifischer Gonokokkenseren;
Ausbleiben einer Agglutination in stärkeren Verdünnungen der in ausgiebiger Zahl heranzuziehenden
Kontrollseren und in Kochsalzlösung (bei schlecht verreibbaren Stämmen Herstellung
von agglutinierendem Serum mit den betreffenden Stämmen und Austitrierung des Serums
mit gut agglutinierenden Gonokokkenstämmen).
11. Mangel jeglicher Tierpathogenität bei ausgesprochener Toxizität.
12. Nach intraperitonealer Injektion 24stüdiger Kulturaufschwemmungen in das Peritoneum
von Mäusen und Ratten schnelles Verschwinden der anfänglich zahlreichen Gonokokken;
nach 24 Stunden charakteristisches Zellbild ohne oder mit nur wenigen Gonokokken,
die in vergrößerten Leukozyten eingeschlossen sind, starke Aufblähung der Histiozyten.