Dtsch Med Wochenschr 1937; 63(22): 857-860
DOI: 10.1055/s-0028-1121161
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Der Kalkmangel in der Ernährung der minderbemittelten Bevölkerung

Versuche zu seiner BehebungHans Hoske
  • Hauptamt für Volksgesundheit in der Reichsleitung der NSDAP. und dem Hygienischen Institut der Friedrich Wilhelm- Universität in Berlin. Direktor: Prof. H. Zeiss
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Publication Date:
04 May 2009 (online)

Zusammenfassung

Fünfeinhalb Monate durchgeführte Beobachtungen über die Ernährungslage von Kindern (Waisenhaus), welche dem täglich aufgewandten Kostensatz (höchstens 60 Pfg.) der minderbemittelten Bevölkerung entspricht, zeigte eine unzureichende Kalkzufuhr. Dieser Mangel wird durch den Kochvorgang mit seinem weiteren Verlust von Kalk und Vitaminen verstärkt. Die mangelhafte Darreichung der Vitamine D und A erschwert die Kalkverwertung, was besonders für den Spätwinter und das Frühjahr bei der Anstaltsernährung mit ihrem abgelagerten Gemüse gilt. Für diese Jahreszeit kommt besonders in der Stadt der Ausfall an wirksamer Lichtstrahlung noch hinzu.

Durch Zufütterung von täglich 0,537g 1. anorganischem Kalk, 2. einem Gemenge von Calc. citr. und Calc. glycerinophosph. (Calcipot), 3. demselben unter Beigabe von Vitamin D (Calcipot D) an verschiedene Abteilungen von Kindern zeigte unterschiedliche Ergebnisse gemessen an: Gewicht, Hämoglobin, Lungenfassungsvermögen, Dynamometerleistung Klimmzügen, Bewegungsschnelligkeit, Krankheitsanfälligkeit sowie der Überwindung der täglich wechselnden Lebensbeanspruchungen. Der anorganische Kalk zeigte eine deutliche Entwicklungs- und Leistungshemmung, während die beiden anderen Abteilungen eine Förderung erfahren haben. Am deutlichsten gilt dies für die gleichzeitige Gabe von Vitamin D. Neben den besseren Leistungen fällt hier die größere Widerstandskraft gegenüber den Lebensbelastungen auf (geringere Ermüdung — schnellere Erholung) und allgemein in der Leistung eine größere Stetigkeit.

Trotz größeren Verzehrs konnte die Vergleichsabteilung den offenbaren Mangel an Aufbaustoffen aus der üblichen Nahrung nicht sicherstellen. Die ausreichende Deckung des biologischen Bedarfes an Ca im richtigen Verhältnis zu P und Vitamin D und A erwies sich so auch einsparend an Nahrungsmengen.

Da entgegen früherer Annahme der notwendige Ca-Bedarf nicht durch die heute übliche Nahrung sichergestellt ist, wird eine ausreichende Zufuhr von Kalk und vitaminhaltigen Nahrungsmitteln gefordert: neben den Gemüsen und Salaten aus billigen (Magerkäse, Magermilch) und lagerfähigen Nahrungsmitteln (Milcheiweiß und die damit versetzten Produkte, ferner aus gut verwertbarem Kalk-Vitamin-Präparaten (Calcipot D) und einem Ausgleich des an „bleibendem”. Kalk armen Wassers (Hydro-Groeck-Verfahren). Aus den täglichen Nahrungsberechnungen ergibt sich für die Behandlung von offenbarem Kalkmangel die Notwendigkeit einer höheren Kalkdosierung als bisher üblich, besonders in den späten Wintermonaten.

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