Dtsch Med Wochenschr 1949; 74(41): 1241-1243
DOI: 10.1055/s-0028-1121319
Therapie

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Digitoxinbehandlung des insuffizienten Herzens

Ferdinand Schrott
  • Städtischen Krankenhaus München-Oberföhring (Chefarzt: Prof. Dr. Störmer)
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Publication Date:
02 June 2009 (online)

Zusammenfassung

Es wird über klinische Beobachtungen bei der peroralen Anwendung des reinen Digitoxin-Merck berichtet. Digitoxin ist ein Glykosid mit schneller kumulativer Wirkung. Es besitzt eine geringe Latenz, die sich schon nach wenigen Stunden durch eine Pulsverlangsamung dokumentiert. Die Frequenzwirkung erweist sich als das hervorstechende Prinzip des Mittels. Digitoxin dürfte auch nach klinischem Maßstab das am stärksten kumulierende Glykosid sein. Die diastolische Wirkungsintensität übertrifft die anderen Digitalisglykoside bei der angewandten Stoßtherapie mit 1,0 bis 1,2 mg der Droge resp. der Verabfolgung dieser Dosis innerhalb eines Tages. Diese Volldosis liegt bei Patienten mit vorwiegend myogen dilatierten Herzen oft noch etwas höher. Die starke Haftfähigkeit und der langsame Abbau des Digitoxins im Körper bedingen die lange Wirkungsdauer des Mittels. Diese ist beachtenswert bei der sog. „Erhaltungsdosis” des Medikamentes, die zwischen 0,05 und 0,2 mg Substanz pro die liegt. Die Verträglichkeit steht der anderer Purpureaglykoside nicht nach. Die besonderen Eigenschaften machen Digitoxin oft bei Herzen noch wirksam, bei denen Strophanthin, also die intravenöse Therapie, keinen genügenden Effekt mehr hatte; Digitoxin dürfte also eine Lücke in der Differentialtherapie ausfüllen.

Zum Indikationsgebiet der Digitoxintherapie gehören: Dekompensierte Hypertonien, sklerotische Altersherzen, die Myodegeneratio ohne und mit perpetueller Arrhythmie, insbesondere der schnellen Form, dekompensierte Mitralinsuffizienzen, auch kombinierte Mitralvitien, ferner Herzinsuffizienzen mit Hypertrophie, die ohne ein anginöses Syndrom einhergehen.

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