Dtsch Med Wochenschr 1949; 74(43): 1294-1297
DOI: 10.1055/s-0028-1121337
Klinik und Forschung

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Über die postoperative Kreatinurie

(Ein Beitrag zur Kenntnis der postoperativen Azoturie)Helmuth Bruch, Adolf Linke
  • Med. Univ.-Klinik Erlangen (Dir.: Prof. Dr. K. Matthes) und der Chir. Univ.-Klinik Erlangen (Dir.: Prof. Dr. O. Goetze)
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Publication Date:
02 June 2009 (online)

Zusammenfassung

Die quantitative Untersuchung von Kreatin, Kreatinin, Stickstoff und Harnsäure im Tagesurin wurde bei 30 Patienten vor und 12 Tage nach verschiedenen Operationen durchgeführt. Sie erbrachte folgende Befunde:

1. Postoperativ kommt es zu massiver Kreatinurie. Sie wurde in den untersuchten Fällen nie vermißt. Ihr Maximum liegt zwischen dem 3. und 5. Tag nach der Operation.

2. Die postoperative Kreatinurie ist Teilerscheinung der postoperativen Azoturie und läuft stets mit ihr parallel.

3. Harnsäure- und Kreatinausscheidung sind unabhängig voneinander.

4. Die Kreatininausscheidung ist nach Operationen ebenfalls erhöht. Sie kann aber während der maximalen Kreatinausscheidung von dieser übertroffen werden.

5. Fieber und Entzündungen sind ohne sicheren Einfluß auf die Kreatinausscheidung.

6. Als Ursache der postoperativen Kreatinurie wird die Schädigung der Muskelzelle fern vom Operationsgebiet durch toxisch wirkende Eiweißabbauprodukte aus dem Wundgebiet angesehen. Die örtliche Muskelschädigung im Operationsfeld kann nicht als Quelle der Kreatinurie in Frage kommen. Als weitere Ursache wird die durch Verminderung der zirkulierenden Blutmenge verursachte relative Hypoxämie der Gewebe aufgefaßt.

7. Aus der erheblichen Gesamtkreatininausscheidung wird geschlossen, daß ein wesentlicher Anteil des postoperativen Stickstoffverlustes die Muskulatur betrifft.

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