Dtsch Med Wochenschr 1949; 74(45): 1359-1362
DOI: 10.1055/s-0028-1121355
Klinik und Forschung

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Statistische Untersuchungen über Häufigkeit und Geschlechtsverteilung der Amyloidose

Werner Härtter
  • Pathologischen Institut der Universität Tübingen (Direktor: Prof. Dr. Erich Letterer)
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Publication Date:
02 June 2009 (online)

Zusammenfassung

1. An 10 188 Leichenöffnungen aus Kriegs- und Friedenszeiten wurde Häufigkeit der Amyloidosis, sowie deren Verteilung auf besondere Zeitabschnitte, Alter, Geschlecht, Grundkrankheiten und Organe statistisch untersucht.

2. Während des Krieges ist eine Zunahme der Amyloidosis zu verzeichnen, die im wesentlichen durch den veränderten Ernährungsfaktor bedingt erscheint.

3. Sowohl im Frieden wie im Krieg zeigte es ich, daß die Amyloiderkrankung Männer häufiger betrifft als Frauen.

4. In den mittleren Altersklassen kommt die Amyloidosis bevorzugt vor.

5. Unter den Grundkrankheiten nimmt die Tuberkulose den Vorrang ein. Dann folgen chronische Knocheneiterungen, chronische eitrige Entzündungen und Abszeßbildung, chronische Pleuraempyeme und Bronchiektasen usw. Im Krieg hat sich diese Verteilung kaum verschoben. Die Tuberkulose nahm etwas zu. Kriegsverletzungen spielen kaum eine Rolle.

6. Hinsichtlich der Organbeteiligung werden Milz, Nieren und Leber am weitaus häufigsten betroffen. Herzinsuffizienz mit Rückstauung in den Leberkreislauf begünstigt die Entstehung einer Leberamyloidosis.

Die statistische Auswertung führten wir anfänglich nach der von Bernoulli angegebenen Formel durch. Es zeigte sich dabei, daß sowohl die Zunahme der Amyloidosis im Krieg um das 2,6fache außerhalb der einfachen Streubreite als auch die Geschlechtsverteilung um das 2,7fache außerhalb der einfachen Streubreite liegt. Damit ist die Zunahme, wenn auch nicht gesichert, doch bereits als signifikant anzusprechen.

Nachdem aber in letzter Zeit die Bernoullische Formel in ihrer Anwendung auf klinische Untersuchungen mehrfach Kritik fand, haben wir nach den von Heite für den klinischen Gebrauch ausgesuchten statistischen Formeln (nach Gebelein) unsere Ergebnisse durchgerechnet. Da hierbei die einfache Streubreite etwas größer ist, werden die Ergebnisse für die Zunahme der Amyloidosis im Krieg nur um das 1,5fache und für die Geschlechtdisposition um das 1,8fache der einfachen Streuung überschritten.

Diese Werte senken den Grad der Wahrscheinlichkeit auf etwa 80—90%, so daß wir in der Bewertung unserer Resultate etwas vorsichtig sein wollen.

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