Dtsch Med Wochenschr 1938; 64(14): 477-480
DOI: 10.1055/s-0028-1122124
Forschungsergebnisse

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Kritisches über das „Vitamin P”

Harald Lotze
  • II. Medizinischen Universitäts-Klinik der Charité in Berlin. Direktor: Prof. G. v. Bergmann
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Publication Date:
05 May 2009 (online)

Zusammenfassung

Es wird über Reagenzglas- und Tierversuche sowie über Untersuchungen bei Menschen berichtet, die die Stellung des „Vitamin P” zu den Vitaminen klären sollten. Neben reinem Hesperidin wurden zwei Handelspräparate von „Vitamin P” verwendet. Chemische und spektroskopische Untersuchungen ergaben, daß diese Präparate nicht mit dem „Vitamin P” der ungarischen Forscher identisch sein können. Die biologische Wirksamkeit der geprüften Präparate und des Hesperidins ist im Vergleich zu der des Vitamin C außerordentlich gering.

Tierversuche deuteten auf eine gewisse antitoxische Wirksamkeit der „Vitamin P”-Präparate hin, die sich bei Kombination mit Vitamin C selbst gegenüber höheren Toxindosen zu behaupten schien; eine nicht zu verkennende Inkonstanz in der Wirksamkeit verschiedener Chargen der angewandten Präparate machte eine jederzeitige Reproduzierbarkeit dieser Befunde unmöglich, deren Bedeutung dadurch beträchtlich gemindert wird.

Bei klinischer Anwendung ließen die Handelspräparate Wirkungen erkennen, die den von den ungarischen Autoren beschriebenen ähnlich waren, und die daher die Vermutung nahelegen könnten, daß diese Präparate, wenn auch nicht das Hesperidin, so doch eine andere zur Flavongruppe gehörige und biologisch nicht unwirksame Substanz enthalten.

Die Bezeichnung „Vitamin” ist sowohl für diese Präparate wie auch für das Hesperidin aus näher geschilderten Gründen abzulehnen.

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