Dtsch Med Wochenschr 1939; 65(33): 1305-1307
DOI: 10.1055/s-0028-1123122
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Experimentelle Untersuchungen zur Serumtherapie der Poliomyelitis

E. Gildemeister - Vizepräsident des Instituts
  • Institut „Robert Koch” in Berlin
Further Information

Publication History

Publication Date:
05 May 2009 (online)

Zusammenfassung

Nur die Hälfte der Rekonvaleszentensera von Poliomyelitiskranken mit und ohne Lähmungen oder der Sera von Personen aus der Umgebung solcher Kranker zeigte im Neutralisationsversuch nennenswerte Mengen von Schutzstoffen.

Sera von Poliomyelitiskranken ohne Lähmungen waren in größerer Zahl hochwertig als Sera von solchen mit Lähmungen.

Sera von Personen aus der Umgebung von Poliomyelitiskranken zeigten die schlechteste Schutzwirkung.

Sera aus Retroplazentarblut gesunder Frauen (Homoseran) schützten auffällig gut.

Es ist also das Serum der rein meningitischen Formen ohne Lähmungen an sich am geeignetsten für die Behandlung der Poliomyelitis. Es wird aber schwer, wenn nicht unmöglich sein, solche Personen in größerer Zahl zu erfassen; von der Unsicherheit der klinischen Diagnose solcher Poliomyelitisformen sei ganz abgesehen. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, das Rekonvaleszentenserum wie bisher von gelähmten Fällen zu sammeln. Wo Serum von rein meningitischen Fällen ohne Lähmungen erhältlich ist, könnte auch dieses gesammelt werden, sofern die Diagnose sicher ist. Festgehalten muß auch daran werden, daß nur Mischsera zur Verwendung gelangen, da nur die Mischung zahlreicher Sera einen gewissen Gehalt an Schutzstoffen garantiert.

Im übrigen müssen weitere eingehende klinische Beobachtungen stattfinden, um Wert oder Unwert der Rekonvaleszentenserumtherapie der Poliomyelitis endgültig darzutun; ebenso wird die therapeutische und prophylaktische Brauchbarkeit des aus Retroplazentarblut gewonnenen Serums am Menschen zu prüfen sein.

    >