Dtsch Med Wochenschr 1939; 65(36): 1410-1414
DOI: 10.1055/s-0028-1123146
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Über Stillfähigkeit und Stilldauer

A. Reuss
  • Reichsanstalt für Mütter- und Kinderfürsorge in Wien
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Publication Date:
05 May 2009 (online)

Zusammenfassung

1. Es wird auf die Häufigkeit einer „initialen Hypogalaktie” bei den Müttern frühgeborener Kinder hingewiesen, welche durch entsprechende Brustpflege in vielen Fällen auch noch jenseits der Wochenbettperiode überwunden werden kann.

2. In die Gruppe dieser initialen (passageren) Hypogalaktie gehören wohl auch die meisten der von König jüngst beschriebenen Formen mangelhafter Stillfähigkeit nach Geburts- und Wochenbettkomplikationen.

3. Saugfaulheit und relative Saugschwäche kommen auch bei völlig gesunden Kindern vor. Sie können Hypogalaktie der Mutter vortäuschen und zum Aufgeben der natürlichen Ernährung führen, wenn die Brustdrüse nicht mechanisch entleert und die gewonnene Muttermilch durch einige Zeit aus der Flasche verfüttert wird.

4. Die Diagnose „Stillunfähigkeit” wird meist voreilig gestellt. Ein endgültiges Urteil über die Stillfähigkeit ist oft erst nach Wochen möglich.

5. Die heute vielfach angenommene Verkürzung der Stilldauer unserer Frauen ist oft eine Folge äußerer Umstände, deren Folgen überwunden werden können.

6. Kinderkliniken und -spitälern sollte mehr Möglichkeit zur Aufnahme von Müttern geboten werden, was auch für den Unterricht von Vorteil wäre. Für letzteren wären auch die an allen Entbindungsanstalten zu errichtenden Neugeborenenstationen heranzuziehen.

7. Die Milch hypergalaktischer Frauen macht in Entbindungsanstalten die Verfütterung von Kuhmilch meist entbehrlich. Hier können auch am leichtesten die Milchspenderinnen für Sammelstellen ausfindig gemacht werden, welche in möglichst großem Umfang eingerichtet werden müssen.

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