Dtsch Med Wochenschr 1931; 57(15): 625-628
DOI: 10.1055/s-0028-1124428
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Digitalisdosierung

H. Weese in Elberfeld
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Publication Date:
06 May 2009 (online)

Zusammenfassung

Im Warmblüter (Katze) verschwinden intravenös gespritzte D.Glyk. schon während der ersten Passage des glykosidhaltigen Blutes durch die Kapillaren. Das aus der Peripherie zum Herzen zurückströmende venöse Blut ist daher immerglykosidfrei. Es gibt keinen Digitaliskreislauf. Folglich kann das Herz nur während der Dauer der Injektion aus dem passierenden Blut Glykosid abfangen. Wegen seiner großen Hohlräume vermag es nur einen Teil des intravenösen Angebotes abzufangen und zu speichern. Der Herzanteil (Nutzeffekt) beträgt maximal 1/11 der intravenösen D.l.m. Strophanthin und 1/16 der D.l.m. Digitoxin. Die restlichen 10/11 Strophanthin bzw. 15/16 Digitoxin werden sofort extrakardial gebunden, da alle Organe, unter Ausnahme von Lunge und Blut, ein spezifisches Speicherungsvermögen für D.Glyk. besitzen.

Die Digitalisbindung an die Organe ist in erster Phase ein Adsorptionsvorgang. Die Digitalisverteilung zwischen Herz und Peripherie wird von physikalischen Faktoren bestimmt. Der Herzanteil ist relativ um so größer, je langsamer injiziert wird (verlängerte Injektionszeit) und je größer die innere Herzoberfläche (vergrößerte Adsorptionsfläche) ist (dilatiertes Herz).

Durch chronische Herzinsuffizienz kann der chemische Aufbau des Herzens verändert werden. Es kommt zu einem Verlust der Substanzen, an die die D.Glyk. spezifisch gebunden werden: leicht lösliche Phosphatide, Kalzium. Derartig geschädigte Herzen sprechen weniger auf Digitalis an, da die physikalischen Bindungsfaktoren sich dann nur noch entsprechend der reduzierten Bindungsfähigkeit des Herzens auswirken können.

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