8 Jahre Yatrenbehandlung der Amöben- und Bazillendysenterie und ihrer Folgen1)

P. Mühlens

doi:10.1055/s-0028-1126181

DMW - Deutsche Medizinische Wochenschrift, Table of Contents

Dtsch Med Wochenschr 1929; 55(2): 49-53
DOI: 10.1055/s-0028-1126181

8 Jahre Yatrenbehandlung der Amöben- und Bazillendysenterie und ihrer Folgen¹)

P. Mühlens - Vorsteher der Klinischen Abteilung des Tropeninstituts.

Aus dem Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten in Hamburg. (Leiter: Ober-Med.-Rat Prof. Nocht.)

1) Nach einem auf dem Internationalen Tropenkongreß in Kairo, Dezember 1928, gehaltenen Vortrag.

Abstract

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Zusammenfassung

Einer unserer besten Amöbenruhrkenner, Prof. R. Ruge, und viele andere bezeichnen das Yatren 105 als zur Zeit „bestes Medikament” für die Behandlung der chronischen Amöbenruhr und ihrer Folgezustände (Colitisulcerosa, membranacea, spastische Obstipation u. a. m.). „Yatren 105” gibt bei richtiger Anwendung der beschriebenen Behandlungs technik 70—100% definitive Heilungen gleich bei der ersten Kur.
Bei der Behandlung muß man stetsindividualisierend vorgehen, d. h. nach genauer Orientierung über den Hauptsitz des Krankheitsherdes; manche Fälle heilen besser oder nur durch Behandlung per os; andere nur durch Einlauf– und noch andere nur durch kombinierte Behandlung.
Auch bei der akuten Amöbendysenterie wirkt die Yatrentherapie spezifisch. Die hierbei oft lästigen Reizdiarrhöen lassen sich durch die angegebenen Modifikationen der Therapie, insbesondere durch Opiumgaben, meist mildern und erträglich gestalten.
Ein besonders dankbares Behandlungsobjekt bieten auch die akute und chronische Amöbenruhr der Kinder und der chronische Parasitenträger ohne Symptome.
Die klinischen Erscheinungen sowie Entamoeba histolyticanebst Zysten verschwinden fast stets in wenigen Tagen nach Einleitung der Yatrenbehandlung.
Auch die Minutaformen der Histolytica, ferner Entamoeba coli, Endolimax nana, Jodamoeba und Balantidium coli sind nach Yatrenbehandlung zumeist bald nicht mehr nachweisbar.
Weniger sicher und weniger dauerhaft sind die Behandlungsresultate bei Lamblia und Trichomonas; dagegen sollen sie besser sein bei Blastozystis, Councilmania und Chilomastix.
Auch bei Bazillenruhr, speziell Shiga-Kruse und ihren Folgezuständen sind bemerkenswerte Heilerfolge berichtet.
Von verschiedenen Seiten wird Yatren-Prophylaxe (2mal wöchentlich 2—4 Pillen täglich) in Dysenteriegegenden empfohlen.
Allgemein anerkannt ist auch die Ungiftigkeit des Yatrens in Tagesdosen bis zu 10—12 g; jedoch genügen für einen sicheren therapeutischen Erfolg fast stets Tagesdosen von 1,5 bis 3,0 per os oder als Verweilklistier.

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