Zusammenfassung
Man muß zwei Formen von Placenta praevia. unterscheiden, eine primäre und eine sekundäre. Die primäre ist die Form, bei der sich das Ei von vornherein im Gebiet des unteren Uterinsegmentes, dem Isthmus uteri, implantiert. Bei der sekundären implantiert sich das Ei zwar im Corpus uteri, aber so nahe der Isthmusgrenze, daß bei weiterem Wachstum des Fies ein mehr oder minder großer Teil der Plazenta in dem Isthmus uteri zur Haftung kommt.
Durch die Haftung des Eies im Isthmus uteri kommt es an dieser Stelle zu einer unter physiologischen Verhältnissen nicht vorhandenen Erweiterung der Gefäße und Auflockerung der Isthmuswand, nicht selten sogar zu einer mehr oder minder weilgehenden Zerstörung der Wandschichten des Isthmus uteri und ihrer Gefäßwände. Die Folge ist eine größere Zerreißlichkeit der Wand, eine noch weitere Herabsetzung ihrer schon unter normalen Verhältnissen nur geringen Kontraktionsfähigkeit
und vor allem eine Eröffnung größerer Gefäßlumina bei der Ablösung der Plazenta.
Diese abnorm erweiterten und eröffneten Gefäße nach der Geburt des Kindes oder der Plazenta zu schließen, reicht die herabgesetzte Kontraktionsfähigkeit der Isthmuswand oft nicht aus. Darum treten Verblutungen bei Placenta praevia so häufig erst in oder nach der Nachgeburtsperiode auf.
Die beste Therapie ist darum die, die eine Dehnung des Isthmus uteri intra partuni vermeidet und damit auch keine besonderen Kontraktionsansprüche an diesen Uterusabschnitt stellt. Das kann allein der Kaiserschnitt, und zwar vor allem der abdominelle, noch vor dem vaginalen.
In der klinischen Geburtshilfe sollte deshalb diese Therapie mehr geübt werden, zumal sie auch eine ganz ungewöhnlich günstige, bisher sonst bei keiner Methode gekannte Prognose für die Kinder ergibt (2,5% Mortalität!).
Für die Geburtshilfe des Praktikers muß man aus den anatomischen Verhältnissen die Schlußfolgerung ziehen, daß man jede forcierte Entbindung bei uneröffnetem Muttermund unbedingt vermeidet, weil sonst schwere Zerreißungen mit unstillbaren Blutungen häufiger eintreten müssen. Nach Blasensprengung, Metreuryse oder Wendung muß möglichst die Spontanausstoßung des Kindes abgewartet werden. Sind schwere Blutungen intra partum schließlich doch noch zum Stillstand gekommen, so soll man von Kochsalzinfusionen und der Verabreichung blutdruckerhöhender Mittel absehen, weil sonst dadurch eine neue und dann sogar tödliche Nachblutung verursacht werden kann. Diese Mittel können wohl bei einem überall durch Unterbindungen geschlossenen Kreislauf gegeben werden, wie z. B. nach Operation einer Tubenruptur, aber nicht bei offenem Kreislauf, wie bei der Placenta praevia.