Dtsch Med Wochenschr 1913; 39(21): 999-1002
DOI: 10.1055/s-0028-1128432
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Die Behandlung der Tabes, speziell ihrer rudimentären Form, und deren Beziehungen zu psychopathischen Störungen1)

 Noehte in Halle a. S 1) Nach einem Vortrag, gehalten im Verein der Aerzte zu Halle a. S. am 12. Februar 1913.
Further Information

Publication History

Publication Date:
26 May 2009 (online)

Zusammenfassung

1. Wir besitzen noch kein spezifisches Mittel gegen die Tabes. Quecksilber und Salvarsan haben infolge ihrer guten roborierenden Eigenschaften einen günstigen Einfluß auf die Tabes, sie dürfen aber nur mit Vorsicht und in kleinen Mengen angewendet werden.

2. Antisyphilitische Kuren schützen nicht vor Erkrankung an Tabes, und es ist nicht anzunehmen, daß sie, im Frühstadium der Tabes gebraucht, dem Verlauf dieser Erkrankung eine günstige Wendung geben.

3. Es hat den Anschein, als ob eine häufige Kombination zwischen rudimentärer Tabes und Psychopathie durch gewisse gesetzmäßige innere Beziehungen zwischen beiden verursacht wird. Man kann sich die Beziehungen zwischen beiden mit einer Prädisposition durch die Psychopathie und einer verschiedenen Virulenz der tabischen Krankheitsursache erklären. Eine heftige Virulenz wäre imstande, jedes Rückenmark, ob gesund oder psychopathisch, tabisch zu machen, eine minder heftige Virulenz würde ein gesundes Rückenmark nicht angreifen, wohl aber ein psychopathisches. Der Verlauf der Tabes richtet sich außer nach anderen Dingen nach der Art des Virus, sodaß ein weniger heftiges Virus auch bei psychopathischem Rückenmark nur eine leichte Tabes erzeugt.

4. Psychopathie und Tabes beeinflussen sich gegenseitig ungünstig, doch sieht man auch gelegentlich, daß einer Besserung der Psychopathie eine Besserung der Tabes parallel geht.

5. Bei der Behandlung einer Kombination von Tabes und Psychopathie kommen außer Schonung und Kräftigung vor allem die Grundsätze der Psychotherapie zur Anwendung und als ihr erster der, daß der Kranke von der organischen Natur seines Leidens und von seinem Zusammenhang mit früherer Syphilis nichts erfahren darf.

Als Beleg für die oben gemachten Ausführungen gebe ich noch im Auszug eine Mitteilung der 8 Fälle von rudimentärer Tabes + Psychopathie. Eine Wiedergabe der anderen 10 Fälle halte ich für nicht nötig, da sie nichts Besonderes bieten.

    >