Dtsch Med Wochenschr 1979; 104(44): 1563-1567
DOI: 10.1055/s-0028-1129145
Originalien

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Urokinase-Behandlung der Phlegmasia coerulea dolens*

Urokinase treatment of phlegmasia coerulea dolensR. Zimmermann, H. Mörl, J. Harenberg
  • Medizinische Universitätsklinik (Ludolf-Krehl-Klinik) (Direktor: Prof. Dr. Drs h. c. G. Schettler), Heidelberg
* Professor Dr. Franz Mörl † zum Gedenken
Further Information

Publication History

Publication Date:
04 May 2009 (online)

Zusammenfassung

Bei zwei Patienten im Alter von 71 und 76 Jahren mit einer Phlegmasia coerulea dolens wurde eine Fibrinolysetherapie mit Urokinase erfolgreich durchgeführt. Im ersten Fall mit bereits eingetretener Nekrosenbildung im Vorfußbereich konnte eine deutliche Rückbildung der nekrotischen Areale, allerdings mit der Notwendigkeit einer späteren Grenzzonenamputation, erreicht werden. Im zweiten Fall mit schwerer Herzinsuffizienz, rezidivierenden Lungenembolien und hyperosmolar entgleistem Diabetes mellitus wurde eine Restitutio ad integrum erzielt. Bei beiden Patienten ließen das Thrombosealter im Beckenvenenbereich, die bereits eingetretenen Nekrosen sowie ein bedrohlicher Allgemeinzustand eine venöse Thrombektomie nicht zu. Hohes Alter und arteriosklerotische Veränderungen sprachen auch gegen eine Streptokinasetherapie. Eine mittlere Urokinase-Erhaltungsdosis von 1000–1500 IE/kg × h bei gleichzeitiger Verabreichung einer Heparindosis von etwa 20 E/kg × h hatte keine wesentlichen Nebenwirkungen zur Folge. Leichte gastrointestinale Blutungen zwangen nicht zum Abbruch der Therapie. Mit Urokinase ist demnach eine Alternative zu venöser Thrombektomie und Streptokinase auch bei der schwersten Verlaufsform der Phlebothrombose gegeben. Im Vergleich mit Streptokinase scheint die Quote an Nebenwirkungen, einschließlich Blutungskomplikationen, mit Urokinase geringer zu sein.

Summary

Fibrinolysis treatment with urokinase was successfully undertaken in two patients, aged 71 and 76 years, with phlegmasia coerulea dolens. In the first case, with necrosis in the fore-foot, there was significant regression of the necrotic area, but a later limited amputation was still necessary. In the second, with severe heart failure, recurrent pulmonary emboli and hyperosmolar uncontrolled diabetes mellitus, complete healing was achieved. Venous thrombectomy was not possible in these two patients because of the duration of the thrombosis in the veins of the pelvic region, necrosis had already occurred, and the patients' general condition was so serious. The advanced age and arteriosclerotic changes argued against streptokinase treatment. Mean urokinase maintenance dosage of 1000–1500 IU/kg × h, with simultaneous administration of heparin at about 20 U/kg × h, produced no significant side-effects. Minor gastro-intestinal bleeding did not require stoppage of urokinase administration.

    >