Dtsch Med Wochenschr 1934; 60(23): 854-857
DOI: 10.1055/s-0028-1129974
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Über das weitere Schicksal von Frühinfiltraten

H. Reichel, W. Naumann
  • Aus der Medizinischen Universitätspoliklinik in Leipzig. Direktor: Prof. R. Schoen
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
05. Mai 2009 (online)

Zusammenfassung

Es werden 14 Frühinfiltrate (typische Form isolierter tuberkulöser Herde im klinischen Beginn der Erkrankung — Assmann) beschrieben, die im Stadium des Rundherdes entdeckt wurden und als längste und kürzeste Zeit 10—2 Jahre, in 9 Fällen 6—4 Jahre später nachuntersucht wurden.

Die Beobachtung der klinischen Zeichen — Beschwerden, Temperatur, Auswurf, physikalischer Befund, Senkungsreaktion — neben dem Röntgenbefund ließ durch das Zusammentreffen von einzelnen oder mehreren Symptomen mit dem Röntgenbefund stets die Diagnose auf einen aktiv tuberkulösen Prozeß stellen.

In 1 Fall schwand das Infiltrat vollkommen, bei 6 Fällen entwickelte sich eine gutartige Tuberkulose und bei 7 eine röntgenologisch nachweisbare sog. Narbe. Da angenommen werden muß, daß ein Teil dieser Narben noch latente Tuberkulosen sind, entwickelte sich also in mehr als der Hälfte der Fälle aus dem Frühinfiltrat eine Lungenphthise, wenn auch eine gutartige.

Der über Jahre hinaus beobachtete Verlauf der beschriebenen Frühinfiltrate war also in bezug auf das Leben der Kranken günstig, in Hinsicht auf die vollkommene Ausheilung des Leidens aber ungünstig.

Als Therapie wird sofort bei Entdeckung des Frühinfiltrates Pneumothoraxbehandlung erwogen, da die von uns durchgeführte Heilstättenbehandlung in ungefähr der Hälfte der Fälle nicht genügt hat, die Ausbildung der Tuberkulose zu verhindern. Erfahrungen über eine solche Therapie bietet das Material nicht.

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