Dtsch Med Wochenschr 1911; 37(30): 1387-1390
DOI: 10.1055/s-0028-1130837
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Tuberkulose der Genitalien und des uropoëtischen Systems beim Weibe

Bemerkungen zu den Verhandlungen auf dem diesjährigen Gynäkologenkongreß1)Albert Sippel in Frankfurt a. M. 1) Siehe diese Wochenschrift No. 27, S. 1293.
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Publication Date:
22 June 2009 (online)

Zusammenfassung

Die im Referate von Phil. Jung erfolgte Feststellung des Vorkommens einer primären Genitaltuberkulose, deren Möglichkeit theoretisch immer vorhanden war, bedeutet einen nennenswerten Fortschritt der Erkenntnis. Die Ansicht, daß die sekundäre Genitaltuberkulose in der Regel auf dem Blutwege entstünde, ist unbewiesen. Die klinische Beobachtung spricht bei den als doppelseitige Tubenerkrankung beginnenden Fällen dagegen. Die Entstehung der Infektion von der Bauchhöhle aus durch das Ostium abdominale ist die wahrscheinlichere — auch wenn das Bauchfell selbst gesund ist.

Die Kombination von Tuberkulose und Schwangerschaft kann bei jeglicher Form der Tuberkulose zu schwerer Verschlimmerung führen. Es fehlt uns jedes prognostisch zuverlässige Merkmal, um das Eintreten einer solchen Verschlimmerung vorher zu erkennen. Dadurch ist eine wissenschaftlich einwandfreie Stellungnahme gegenüber dem artifiziellen Abort unmöglich. Dieser ist jedoch im Interesse der Mutter gerechtfertigt, namentlich wenn es sich um eine der eventuellen Heilung noch zugängliche Form der Tuberkulose handelt. Die Sterilisation der Frau ist nur unter besonderen Verhältnissen zulässig.

Die Genitaltuberkulose als solche verlangt nicht ohne weiteres ein radikales operatives Vorgehen, sondern die Art ihres Auftretens und ihrer Entwicklung gibt dazu Veranlassung.

Die Bauchfelltuberkulose entsteht nur selten durch Infektion von der Tube aus, in der Regel auf anderem Wege. Ihre Prognose wird bedingt durch die Beschaffenheit des primären Herdes und die Menge des von dort aus verschleppten Infektionsstoffes. Die nach Laparotomie bei Bauchfelltuberkulose auftretenden Bauchdeckendarmfisteln verdanken ihr Entstehen einer lokalen Schädigung oder Zerstörung des Bauchfells mit seiner spezifischen antibakteriellen Kraft. Solche Schädigung ist deshalb bei der Operation tunlichst zu vermeiden, und eine lineare Vereinigung des Peritoneum durch sorgfältige Naht ist herzustellen.

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