Dtsch Med Wochenschr 1953; 78(14): 472-480
DOI: 10.1055/s-0028-1131302
Klinik und Forschung

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Erkennung und Behandlung von Proteolyse-Störungen nach Gastroenterostomie und partieller Magenresektion

Th.-Otto Lindenschmidt, Fritz Bramstedt, Wolf-Dieter Heinrich
  • Chirurgischen Universitäts-Klinik Hamburg-Eppendorf (Direktor: Prot. Dr. Lezius) und dem Physiologisch-Chemischen Institut der Universität Hamburg (Direktor: Prof. Dr. Kühnau)
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Publication Date:
21 April 2009 (online)

Zusammenfassung

Die Prüfung der Proteolyse nach der Gastroenterostomie (GE) und partiellen Magenresektion mit Hilfe eines Magermilchprobetrunkes (Bramstedt) (4) führte zu folgenden Ergebnissen:

  1. Nach der GE gleicht die Proteolyse — abgesehen von der „Anpassungsphase” 3—6 Monate nach der Operation — derjenigen eines normaziden Magengesunden, sofern vor der Operation noch funktionstüchtiges Drüsenepithel vorlag. Der Proteolyseablauf im resezierten Magen kann als Schulbeispiel für den Ablauf biologischer Vorgänge im menschlichen Organismus betrachtet werden: Ein fein abgewogenes Kräftespiel von anatomischen, physikalischen und physiologischchemischen Faktoren sorgt für den Ausgleich postoperativer „dysfermentativer” Störungen.

  2. Die Therapie von Proteolysestörungen nach Magenoperationen wird bestimmt:

    • durch den Ausfall der Fermentproduktion infolge pathologisch-anatomischer Veränderungen der Magenschleimhaut;

    • durch die Störung der Fermentsynthese infolge eines etwaigen Eiweißmangels.

    Der differenzierte Ausfall von Fermenten macht eine differentielle Substitutionstherapie erforderlich: Nach der GE-Zufuhr eines Kathepsin-Pepsin-Gemisches (z. B. Enzynorm); nach der partiellen Resektionzufuhr des gleichen Fermentgemisches, eventuell mit Zusatz eines Pankreasfermentpräparates zur Verbesserung der Fettverdauung.

  3. Eine kritische Bearbeitung der bisherigen Ergebnisse erlaubt es, aus den gefundenen Werten der Eiweißspaltprodukte eine Art „Verdauungszahl” als Summe der in einer bestimmten Zeiteinheit abgespaltenen Rest-N-Größen herauszustellen:

    • bei einer Abspaltung von etwa 2000 mg% Rest-N in 135 Min. kann man von einer ausreichenden bzw. guten Proteolyse sprechen;

    • bei einer Abspaltung von weniger als etwa 1700 mg% Rest-N muß von einer einwandfrei verminderten Proteolyse gesprochen werden.

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