Dtsch Med Wochenschr 1953; 78(16): 590-593
DOI: 10.1055/s-0028-1131321
Therapie

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Neoteben-Therapie bei tuberkulösen Diabetikern1

H. Scheffler, H. A. Heinsen
  • Medizinischen Klinik und dem Diabetikerheim des Waldkrankenhauses Zeven i. Hann. (Chefarzt: Prof. Dr. Heinsen)
1 Nach einem Vortrag von Heinsen auf dem Nordwestdeutschen Internistenkongreß in Hamburg am 6. Februar 1953.
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Publication Date:
21 April 2009 (online)

Zusammenfassung

Es wird über therapeutische Versuche mit dem Isonikotinsäurehydrazid Neoteben an 18 tuberkulösen Diabetikern berichtet. Sie umfassen einen Zeitraum von etwa 11 Monaten.

Eine erhebliche Besserung der Kohlenhydrattoleranz, die über das Maß dessen hinausging, was infolge Rückbildung der spezifischen Lungenveränderungen zu erwarten war, konnte nur in einem einzigen Fall beobachtet werden. Die Frage, ob dieser Effekt direkt auf die Neotebenwirkung zu beziehen ist oder auf andere Faktoren, muß offenbleiben.

Die überwiegende Mehrzahl der Kranken zeigte keine nennenswerte Besserung der diabetischen Stoffwechsellage als Folge der Neotebenverabreichung.

Dagegen fand sich in 4 Fällen eine deutliche und zunehmende Stoffwechselverschlechterung, die auf eine hepatogene Insulinresistenzerhöhung infolge toxischen Leberschadens zurückgeführt wird, da diese 4 Kranken und noch ein weiterer während oder nach der Neotebenbehandlung einen Ikterus bekamen.

Unverträglichkeitserscheinungen stärkeren Ausmaßes gingen vorher. Offenbar ist die Leber des tuberkulösen Diabetikers empfindlicher gegen Neoteben als diejenige des nichtdiabetischen Tuberkulösen.

Die tuberkulösen Lungenprozesse bildeten sich zum großen Teil unter Neoteben gut zurück, so daß die Verabreichung des Medikaments, wenn auch mit gewisser Vorsicht und unter genauer Beobachtung, auch an tuberkulöse Diabetiker empfohlen werden kann.

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