Dtsch Med Wochenschr 1953; 78(24): 883-885
DOI: 10.1055/s-0028-1131390
Therapie

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Die Streptokokkeninvasine (Streptokinase-Streptodornase) im Rahmen der Entzündung und ihre Verwendung zur fermentativen Dekortikation

Th. Halse, P. Braun (Schluß)1
  • Chirurgischen Universitätsklinik Freiburg i. Br. (Direktor: Prof. Dr. E. Rehn)
1 Vgl. Dtsch. med. Wschr. 78 (1953), Nr. 23, S. 846.
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Publication Date:
21 April 2009 (online)

Zusammenfassung

Der Körper verfügt über ein Fermentsystem, das unter physiologischen Bedingungen nicht intra- sondern auch extravasales Fibrin verflüssigt. Das „Flüssigbleiben” des Blutes in den großen Körperhöhlen ist auf diese „Dekoagulation” zurückzuführen. Eine regelrechte Entleerung eines Hämatoms, Hämarthros, Hämothorax läßt sich erst nach Ablauf dieses Prozesses vornehmen. Es handelt sich bei der Fibrinolyse um ein sehr empfindliches Fermentsystem, das z. B. durch Trauma und Entzündung in seiner Funktion leicht beeinflußt wird.

Hämolytische Streptokokken produzieren einen Aktivator (Streptokinase) des Fibrinolysins und sind somit in der Lage, die vom Organismus zum Schutz des „inneren Körpermilieus” gebildete Fibrinmembran zu verflüssigen. Die Streptokinase wird mit Erfolg zur Beschleunigung der verzögerten Dekoagulation verwendet. Das Eindringungsvermögen der Streptokinase ist ferner, abgesehen von der Hyaluronidase, durch ein weiteres „Invasin”, die Streptodornase, erleichtert. Dabei handelt es sich um ein echtes Ferment, das imstande ist, ein Hauptbestandteil der Abszeßmembran und des Eiters, das Desoxyribonucleoproteid, abzubauen. An Hand von Viskositätsmessungen und Mikrophotos sind Beispiele für die Verflüssigung von desoxyribonucleoproteidhaltigem Eiter mit Streptodornase angeführt. In Bestätigung amerikanischer Arbeiten wird über therapeutische Anwendung von Streptokinase-Streptodornase in der septischen Chirurgie berichtet. Bei osteomyelitischen Resthöhlen ist bei 17 Fällen durch wiederholte Spülungen eine vollständige „fermentative Dekortikation” erreicht worden. Eine wesentliche Besserung trat 8mal ein, während 3 Fälle unbeeinflußt blieben. Auch bei der lokalen Behandlung von oberflächlichen Nekrosen, chronischen Abszessen, Pleuraempyemen und Fisteln wurden gute Ergebnisse erzielt. Bei insgesamt 92 Patienten war das Ergebnis 59mal sehr gut, 21mal befriedigend. In 12 Fällen ließ sich klinisch keine Beeinflussung feststellen. Nebenerscheinungen irgendwelcher Art traten nicht auf.

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