Dtsch Med Wochenschr 1953; 78(25): 907-911
DOI: 10.1055/s-0028-1131396
Klinik und Forschung

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Über eine neue kontrazeptionelle Methode auf biologischer Grundlage1

P. Buchner, W. Herbrand, W. Röckl
  • Hormonforschungslaboratorium von Dr. W. Herbrand, Gengenbach/Baden, und der Zoologischen Station Neapel, Prof. P. Buchner, Porto d'Ischia
1 Für die Förderung der Arbeit danken wir der Fraunhofer-Gesellschaft verbindlich.
Further Information

Publication History

Publication Date:
21 April 2009 (online)

Zusammenfassung

Die Geburtenkontrolle, die in USA und anderen Ländern zum Teil schon staatlicherseits erfolgreich durchgeführt wird, gewinnt in Deutschland in zunehmendem Maße an Bedeutung (7).

Auf die Unzuverlässigkeit, Schädlichkeit und mangelhafte Gewebsfreundlichkeit gebräuchlicher kontrazeptioneller Methoden wird hingewiesen.

In mehrjähriger Arbeit wurde ein unschädliches empfängnisverhütendes Mittel biologischen Charakters entwickelt. Es handelt sich um eine Polysaccharidverbindung, die an mehreren Stellen gleichzeitig in den Konzeptionsmechanismus einzugreifen vermag und auf diese Weise eine zuverlässige antikonzeptionelle Wirkung entfaltet:

1. durch Blockierung der Fruktolyse des Spermas;

2. durch Hemmung der Hyaluronidase im Sperma, die eine Verflüssigung des zervikalen Schleimpfropfes und damit das Eindringen der Spermatozoen in den Uterus verhindert;

3. durch Hemmung der Hyaluronidase im Spermienkopf, die eine Verflüssigung der das Ei umgebenden Gallerthülle (corona radiata) verhindert und somit das Eindringen des Spermatozoons in das Ei unmöglich macht[3].

Eine orale Verabreichung der von uns dargestellten und untersuchten Polysaccharidverbindungen sowie ähnlich wirkender Stoffe haben wir trotz eindeutiger experimenteller Ergebnisse bisher abgelehnt. Dagegen wird neuerdings von amerikanischer Seite die orale Verabreichung von Flavonen (8) empfohlen, der wir Bedenken entgegensetzen. Ganz abgesehen davon, daß bei den Versuchen am Menschen beide Partner dieses Mittel 4mal täglich ständig einnehmen müssen, Schwankungen in der Dosierung zu Mißerfolgen führen und die empfängnisverhütende Wirkung erst bei Erreichung eines relativ hohen Blutspiegels nach Ablauf von etwa 10 Tagen einsetzt, kann eine womöglich über Jahre erforderliche orale Zufuhr dieser Stoffe nicht ohne Nachteile oder Folgen sein.

Die örtliche, jeweils nur im Bedarfsfalle erforderliche Applikation hat zweifellos große Vorzüge.

Die humanbiologischen Untersuchungen, die wir zur Prüfung des Präparates für unerläßlich halten, konnten nur dank dem außerordentlichen Verständnis der Versuchspersonen unter Mitwirkung einer Fachklinik ausgeführt werden.

3 Das Präparat wird demnächst als „Praevent” oder „Anticept” von der Rhein-Chemie ausgeboten.

3 Das Präparat wird demnächst als „Praevent” oder „Anticept” von der Rhein-Chemie ausgeboten.

    >