Dtsch Med Wochenschr 1922; 48(14): 445-448
DOI: 10.1055/s-0028-1132877
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Weitere Erfahrungen in der Behandlung der Arhythmia perpetua mit Chinidin und Digitalis

Wilhelm v. Kapff - Assistenzarzt
  • Aus der I. Medizinischen Universitätsklinik in München. (Direktor: Geh.-Rat Prof. E. v. Romberg.)
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Publication Date:
23 August 2009 (online)

Zusammenfassung

Der Ueberblick über die mit Chinidin behandelten Fälle von A. p. ergibt:

  1. daß Chinidin in etwa der Hälfte der Fälle zur regelmäßigen Herzaktion führt;

  2. daß Chinidin wegen seiner die Herzkraft herabsetzenden Eigenschaften nur bei gut kompensierter Herzinsuffizienz anzuwenden ist, daß bei stärkerer Herzschwäche die Digitalisbehandlung vor der Chinidinbehandlung einsetzen muß;

  3. daß die Wiederholung einer Chinidinkur wegen der Möglichkeit gesteigerter Empfindlichkeit erst nach weiterer Besserung des Kreislaufs (Digitalis) nach einer Pause von mindestens 3 Wochen anzuraten ist;

  4. daß Chinidin die flimmernde Vorhofstätigkeit allmählich zur Vorhofstachysystolie überführt und daß diese Erscheinung als ein weiterer Beweis dafür anzusehen ist, daß Tachysystolie und Flimmern nur graduell verschieden, auf die Bildung eines heterotopen Reizzentrums zurückzuführen sind.

    Die Wirkung des Chinidins auf die Reizbildung wird an einem Fall gezeigt.

  5. Ein Fall von Arhythmia perpetua wird ausführlich mitgeteilt: Chinidin führte nur zu Vorhofstachysystolie, Digitalis aber zur regelmäßigen Herzaktion. Die Wirkung der Digitalis wird zurückgeführt auf die Abschwächung der Vorhofkontraktion, die Verlängerung der refraktären Phase und der Ueberleitung, verbunden mit einem Antrieb auf den Sinus durch plötzliche, große Digitalismengen.

    Die verschiedene Wirkung der Digitalis und des Chinidins auf die Reizleitung, Reizbildung und Reizbarkeit wird durch diese Beobachtungen deutlich; die gleichzeitige Verabreichung von wirksamen Digitalis- und Chinidinmengen ist deshalb nicht ratsam.

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