Dtsch Med Wochenschr 1924; 50(45): 1537-1539
DOI: 10.1055/s-0028-1133995
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Flockungsreaktion ïm Blutserum nach Mátéfy und Blutkörperchensenkungsprobe bei Lungentuberkulose

A. Beekmann
  • Aus der Inneren Abteilung des Evangelischen Krankenhauses in Oberhausen. (Leitender Arzt: Dr. Th. Schmidt.)
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Publication Date:
22 May 2009 (online)

Zusammenfassung

1. Nach Ausschluß anderer entzündlichen Erkrankungen ergibt sich für die Beurteilung der Lungentuberkulose mittels der Flockenreaktion nach Mátéfy Folgendes: Eine innerhalb von œ Stunde auftretende Ausflockung beweist einen vorwiegend exsudativen Prozeß, dabei deutet eine Ausflockung innerhalb der ersten 20 Minuten mit Bestimmtheit auf den hoffnungslosen Charakter der Erkrankung hin. Der Reaktion kommt also auch in prognostischer Hinsicht eine Bedeutung zu. Eine Ausflockung nach 45 Minuten weist mit großer Wahrscheinlichkeit auf Kavernenbildung bei sonst produktiver Tuberkulose hin, eine später eintretende positive Reaktion bis 1 œ Stunden kommt, außer bei tuberkulösen Pleuritiden, nur bei produktiven bzw. produktiv-zirrhotischen Formen der Lungentuberkulose vor. Ueber die Zuverlässigkeit der Reaktion zur Feststellung einer Initialtuberkulose kann ein abschließendes Urteil noch nicht abgegeben werden. Weitere Untersuchungen in dieser Frage werden fortgesetzt.

2. Mittels der Blutkörperchensenkungsprobe sind nur Wahrscheinlichkeitsschlüsse auf den pathologisch-anatomischen Charakter einer Lungentuberkulose gestattet. Eine S. G. kürzer als 30 Minuten deutet auf eine exsudative Erkrankung hin. Zeiten von etwa 40 Minuten und höher machen eine produktiv oder produktiv-zirrhotische Tuberkulose wahrscheinlich. Bei kavernös-produktiven Formen findet man im allgemeinen Senkungszeiten, die mit denen bei exsudativer Lungentuberkulose zusammenfallen. Den Verdacht auf eine Tuberkulose können nur Werte bis zu etwa 100 Minuten rechtfertigen. Einer einmaligen Probe kommt eine prognostische Bedeutung nicht zu. Häufigere, im Abstand von einigen Wochen angestellte Untersuchungen können jedoch über ein eventuelles Fortschreiten des Prozesses bzw. über den Erfolg der angewandten Heilmethoden gute Aufschlüsse geben.