Dtsch Med Wochenschr 1918; 44(5): 114-116
DOI: 10.1055/s-0028-1134222
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Zur Pathogenese des hämorrhagischen Typhus

Paul Kaznelson
  • Aus der I. deutschen Medizinischen Klinik der Universität in Prag. (Vorstand: Prof. R. Schmidt)
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Publication Date:
16 July 2009 (online)

Zusammenfassung

Die hämorrhagische Diathese (Haut- und Schleimhautblutungen) beim Typhus abdominalis beruht auf einer exzessiven Thrombopenie, wie auch wir an drei Fällen zeigen konnten. Diese Thrombopenie ist nicht eine Folge einer mittelbaren oder unmittelbaren Knochenmarksschädigung im Sinne einer Hemmung des blutplättchenbildenden Apparates, sondern nur die Folge der nach Bernhardt schon beim gewöhnlich verlaufenden Typhus abnorm gesteigerten Thrombozytolyse, die auch in der Milz eines unserer Fälle zu konstatieren war; dementsprechend zeigt der blutplättchenbildende Riesenzellapparat des Knochenmarkes Zeichen einer starken Aktivität sowohl beim gewöhnlich verlaufenden Typhus als auch in dem von uns untersuchten Falle von hämorrhagischem Typhus.

Nachtrag bei der Korrektur. Ende September 1917 hatten wir Gelegenheit, einen der oben erwähnten Uebergangsfälle zwischen dem gewöhnlich verlaufenden und dem hämorrhagischen Typhus zu sehen.

Es handelte sich um eine 37 Jahre alte Frau, welche am 13. September mit starken Kopfschmerzen und allmählich steigendem Fieber erkrankte. Es entwickelte sich ein sehr schwerer Typhus abdominalis mit Milztumor, positiver Diazoreaktion im Harn und positivem Bazillenbefund im Blut. Aeußere Zeichen einer hämorrhagischen Diathese waren nur bei genauer Inspektion der Haut in Form von kleinen vereinzelten Petcchien in der linken Supraklavikulargrube zu sehen. Der Stauungsversuch bewirkte aber ziemlich reichlich kleinste Hämorrhagien in der Ellenbeuge. Am nächsten Tage war er bereits negativ.

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