Dtsch Med Wochenschr 1918; 44(19): 515-519
DOI: 10.1055/s-0028-1134433
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Die isolierte divertikuläre Zökumstase und ihre Bedeutung für die Appendizitisdiagnose1)

Emmo Schlesinger in Berlin, Spezialarzt für Magendarmkrankheiten 1) Vortrag, gehalten in der Sitzung der Vereinigten ärztlichen Gesellschaften in Berlin am 25. VII. 17.
Further Information

Publication History

Publication Date:
16 July 2009 (online)

Zusammenfassung

Neben der mehrtägigen Coecum-Ascendens-Obstipation, der Stase in der Appendix und der Ileostase und neben mannigfachen Kombinationen in den Stauungsvorgängen kommt noch eine isolierte Zökumstase vor, deren Befundserhebung ein nicht unerheblicher, klinisch praktischer Wert in diagnostischer und therapeutischer Hinsicht innewohnt. Nach den bisherigen Beobachtungen zeigt sie eine anatomische Erkrankung an und kommt bei längerer Retentionsdauer voraussichtlich niemals durch funktionelle Störungen allein zustande. Sie ist dadurch charakterisiert, daß allein in der unterhalb der Ileummündung gelegenen blinden Aussackung des Zökums eine Portion Kontrastbrei zurückbleibt, die, ausgeschaltet aus dem physiologischen Stromkreis des Chymus und nahezu unzugänglich der physiologischen und auch der verstärkten Peristaltik eines Laxans, Tage und Wochen wie in einem seitlichen Darmwanddivertikel stagnieren kann, während der sonstige Darminhalt an ihm ungestört dem Kolonende zu vorbeifließt. Ich möchte diese Stauungsart darum vollständig als isolierte divertikuläre Zökumstase bezeichnen. Die Retention kommt dadurch zustande, daß die umschließende Darmwand durch peritonitische Verwachsungen, meist als Folge von Appendizitis oder Adnexerkrankungen, schwer beweglich oder nahezu bewegungslos gemacht ist und an pulsativer Kraft auf den umschlossenen Inhalt viel eingebüßt hat. Die isolierte divertikuläre Zökumstase verursacht ihrem Träger Beschwerden, die von einem unbestimmten Druck sich bis zu heftigen Schmerzen steigern können und die in schweren Fällen kontinuierlich anhalten, weil die Stase, wenn sie therapeutisch unbeeinflußt bleibt, ebenfalls kontinuierlich besteht. Bei der chirurgischen Therapie, die bei längerer Verhaltung in der Regel nicht zu umgehen sein wird, muß, abgesehen von der Lösung der Adhäsionen, der Hauptwert auf Beseitigung des divertikulären Rezessus und Verhütung seiner Wiederbildung gelegt werden. Bei kurzfristiger Stagnation — etwa zwei bis drei Tage isolierter Rest — kann eine interne Therapie subjektiv Heilung und objektiv wesentliche Besserung der Stauung herbeiführen.

    >