Dtsch Med Wochenschr 1908; 34(44): 1888-1889
DOI: 10.1055/s-0028-1135812
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Polycythämie und Blutdruck

S. Möller - Assistent der Poliklinik
  • Aus der Poliklinik von Prof. H. Strauss in Berlin
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Publication Date:
11 August 2009 (online)

Zusammenfassung

Es ist aus dem Ausgeführten zu schließen, daß ein direkter Zusammenhang zwischen Blutdrucksteigerungen und Blutkörperchenzahl, so wie sie Geisböck wohl zuerst für seine Fälle hat annehmen wollen, nach den bisherigen Ergebnissen nicht wahrscheinlich ist. Weder kann durch Blutdrucksteigerung allein eine dauernde Zunahme der Erythrocyten stattfinden, noch kann durch die Polycythämie der hohe Blutdruck zustande kommen. Der letztere ist vielmehr als das Produkt einer Veränderung der Elastizität der Gefäßwandungen ansusehen, sei es, daß die Gefäßwand selbst durch arteriosklerotische Prozesse in ihrer Elastizität verändert ist, sei es, daß es sich um einen Krampf der Wandungen in den kleinsten Arterien handelt, hervorgerufen durch ein oder mehrere im Kreislauf zirkulierende chemische Agentien pathologischen Charakters — ich denke dabei in der Hauptsache an den Reststickstoff, wie er bei Nierenerkrankungen von Strauss, von Brugsch u. a. im Blut stark vermehrt gefunden wurde, und an die erst kürzlich im allgemeinen Interesse stehenden Befunde von Adrenalin im Blute — kurz, es kommen hier die verschiedensten Dinge in Frage, die im einzelnen zu erörtern zu weit führen würde.