Dtsch Med Wochenschr 1922; 48(39): 1307-1308
DOI: 10.1055/s-0028-1136086
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Erfahrungen mit Neosilbersalvarsan

R. Schiller - Assistent der Klinik
  • Aus der Universitätsklinik für Hautkrankheiten in Würzburg. (Vorstand: Prof. K. Zieler.)
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Publication Date:
23 August 2009 (online)

Zusammenfassung

Nach unseren Erfahrungen ist das NSS. ein rasch und kräftig auf Spirochäten und klinische Erscheinungen wirkendes Heilmittel. Abortivfälle haben keine Versager ergeben. Drüsenschwellungen gehen, wie auch sonst, ziemlich langsam zurück.

Die durchschnittlichen Einzelgaben können für Frauen 0,2—0,35 (0,4) betragen, für Männer 0,3—0,45 (0,5).

Die Nebenwirkungen sind auch bei größeren Gaben meist nur geringe. Sie unterscheiden sich nicht wesentlich von denen bei den übrigen Salvarsanpräparaten, sind aber erheblich seltener. Am häufigsten zeigen sich Kopfschmerzen (nach den ersten 3—4 Injektionen). Derangioneurotische Symptomenkomplex, der beim Silbersalvarsan die Behandlung mit kräftigeren Gaben so sehr erschwert, fehlt bei den üblichen Gaben von NSS. (bis 0,45) fast vollkommen! Er läßt sich leicht vermeiden, wenn die NSS.-Lösung vor der Einspritzung etwa 10 Minuten stehengelassen (auch längeres Stehenlassen schadet nichts!) und ganz langsam eingespritzt wird. Schwerere Nebenwirkungen (Exantheme usw.) haben wir nur bei zweifelloser Ueberdosierüng gesehen.

So kann die Einführung des NSS. als ein entschiedener Fortschritt bezeichnet werden. Ob es mehr leistet als die anderen Salvarsanpräparate oder nicht, ist eine Frage von geringerer Bedeutung, die erst dann brennend wird, wenn wir über die zweifellos vorhandenen Verschiedenheiten in der Wirksamkeit der einzelnen Salvarsane Genaueres wissen und danach dem einzelnen Falle unser Vorgehen mehr als bisher anpassen können. Dann kann auch über die Dauerwirkung Endgültiges gesagt werden.

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