Dtsch Med Wochenschr 1925; 51(4): 143-145
DOI: 10.1055/s-0028-1136409
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Fötale Plazentarreaktion

 Lüttge, v. Mertz
  • Aus der Universitäts-Frauenklinik in Halle. (Direktor: Geh.-Rat Sellheim.)
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
22. August 2009 (online)

Zusammenfassung

1. Der Name „Abwehr- oder Antiferment” besteht überall da zu Recht, wo es sich um Einverleibung von körper- und blutfremden Material handelt; im engeren Sinne also bei Immunisierungsvorgängen und den Erscheinungen der Anaphylaxie.

2. Der Schwangerschaftsreaktion im mütterlichen Serum stellen wir die fötale Plazentarreaktion gegenüber. Und kommen zu dem Schluß, daß die Theorie vom physiologischen Auftreten von Abwehrfermenten in der Gravidität unhaltbar ist. Uns scheint die Annahme nicht unberechtigt, daß wir während der Schwangerschaft mit Hilfe der Serumsubstratreaktion Plazentarinkrete nachweisen. In analoger Weise wären es bei den innersekretorischen Drüsen die Wirkungen der Inkrete, die wir nachzuweisen imstande wären, wenn auch erst bei Dysfunktion.

3. Die Schwangerschaftsreaktion wird im 9.—10. Monat nicht schwächer.

Wenn wir uns auf Grund obiger Untersuchungen berechtigt fühlen, für physiologische Vorgänge die Theorie der Antifermentwirkung abzulehnen, so wäre es anderseits ein großer Fehler, die Einwirkung der Plazenta aufs mütterliche Blut umfassend definieren zu wollen. Um diesen Schleier restlos zu lüften, müssen die ebenso komplizierten wie interessanten Fragen der Zellphysiologie durch Beweise chemisch-physikalisch-biologischer Natur näher ergründet werden. Hoffen wir, daß die fötale Plazentarreaktion als weiterer Baustein dazu dienen möge, Licht in dieses unendlich schwierige Gebiet zu bringen.

    >