Dtsch Med Wochenschr 1921; 47(29): 826-828
DOI: 10.1055/s-0028-1140801
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Die diagnostische und differentialdiagnostische Bedeutung der Leukozytenformel beim Karzinom und bei Achylia gastrica

 Weinberg - Oberarzt der Klinik
  • Aus der Medizinischen Universitätsklinik in Rostock. (Direktor: Geh.-Rat Martius.)
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Publication Date:
24 August 2009 (online)

Zusammenfassung

Bei 60 Fällen von Magen-Darm-Oesophagus-Karzinomen fanden sich in 21,66% Leukopenie, Leukozytose in 38,33%.

Bei Achylia gastrica zeigt sich gegenüber dem Karzinom, daß die Gesamtleukozytenzahl sehr viel seltener vermehrt ist (7mal bei 67 Fällen), bei Karzinom (27mal bei 68 Fällen), Leukopenie dagegen häufiger (Achylia gastrica 23mal bei 67 Fällen, Karzinom 15mal bei 68 Fällen). Die Leukozytose bei Karzinom steht in keinem Zusammenhang mit der Anämie, auch nicht mit Metastasenbildung, nicht immer mit Komplikationen.

Lymphozyten sind bei 68 Fällen von Karzinom 18mal vermehrt, 29mal vermindert; bei 67 Fällen von Achylia gastrica 31mal vermehrt, 14mal vermindert. Lymphopenie spricht also mehr für Karzinom, Lymphozytose mehr für Achylia gastrica.

Bei Karzinom finden wir also Lymphopenie in 42,65%, normale und vermehrte Lymphozytenzahlen in 57,35%. Bei Achylia gastrica Lymphozytose in 46,26%, normale und verminderte Lymphozytenzahlen in 53,73%. Lymphozytose spricht bei Karzinom sicher vielfach für Gutartigkeit des Falles. Die Lymphozytenzahl ist der Anämie entsprechend vermindert. Metastasierung hat keinen Einfluß auf die Lymphozytenzahl.

Es ist also dringend abzuraten, allein auf eine Lymphopenie hin die Karzinomdiagnose zu stellen. Sie ist im Zusammenhang mit den anderen Symptomen von diagnostischem Wert. Von besonderer differentialdiagnostischer Bedeutung aber ist sie gegenüber der Achylia gastrica, bei der wir viel häufiger eine Lymphozytose finden.

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