Dtsch Med Wochenschr 1921; 47(30): 859-860
DOI: 10.1055/s-0028-1140820
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Ueber Lipoide1)

Zur Frage der pseudonegativen Wa.R.G. Peritz
  • Aus der II. Medizinischen Universitätsklinik der Charité in Berlin. (Direktor: Geh.-Rat Kraus.)
1) Vortrag, gehalten im Verein für Innere Medizin und Kinderheilkunde am 2. V. 1921
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Publication Date:
24 August 2009 (online)

Zusammenfassung

1. Es gibt eine große Anzahl Lezithinämien: a) bei chronischen Geisteskrankheiten und bei der Epilepsie, b) bei Infektionskrankheiten (Diphtherie, Tuberkulose), c) beim Diabetes und der Nephritis, d) bei der Narkose, e) bei der Lues. Die Entstehung der Lezithinämie ist wohl so zu denken, daß lipoidophile Substanzen sich mit den Lipoiden der Zellmembran adsorbieren und dann das Adsorptionsprodukt aus der Zellmembran ausgestoßen werden. 2. Bei keiner Lipoidämie, außer bei der Lues, entsteht ein Antikörper gegen Orgarilipoid. Soll es sich also bei der Lues wirklich um einen Antikörper gegen Organlipoid handeln, so muß dieses Organlipoid noch ein anderes Produkt enthalten, etwa ein Luestoxin, gegen das sich der Antikörper bildet. 3. Die Bindung Lipoid-Antikörper erfolgt nicht nur im Reagenzglas, sondern auch im Serum, das beweisen die Lipoidämien bei der Lues. Mit der Wa.R., der Meinickeschen und Sachs-Georgischen Reaktion werden die im Ueberschuß vorhandenen, nicht an Lipoid gebundenen Antikörper festgestellt, nicht die schon im Körper an Lipoid gebundenen; fehlen freie Antikörper und sind nur an Lipoid gebundene im Serum vorhanden, so erhalten wir fälschlich eine negative Reaktion, „eine pseudonegative Reaktion”. Mit Hilfe der neuen Wassermannschen Methode müssen diese im Serum gebundenen Antikörper vom Lipoid zu trennen sein und müssen sich dann im Reagenzglas nachweisen lassen. Darin besteht die eminent praktische Bedeutung der neuen Reaktion, um die nur scheinbar geheilten Fälle von Lues aufzudecken.

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