Dtsch Med Wochenschr 1921; 47(39): 1160-1162
DOI: 10.1055/s-0028-1140974
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Ueber die klinische Einteilung der chronischen Lungentuberkulose

Arthur Mayer - Dirigierender Arzt
  • Aus der Friedrichstadtklinik für Lungenkranke in Berlin
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Publication Date:
24 August 2009 (online)

Zusammenfassung

Eine Einteilung der chronischen Lungentuberkulose vom anatomischen Gesichtspunkt im Sinne Aschoffs in der klinischen Modifikation Rombergs bedeutet für den Anatomen, den Kliniker und den Statistiker ein verwendbares Schema. Dabei sollte aber der klinische Befund, den jeder Praktiker erheben kann, im Mittelpunkte stehen; das Röntgenbild sollte, auch aus praktischen Gründen, nur eine, allerdings sehr wertvolle, Ergänzung des klinischen Befundes sein.

Zwischen dem anatomischen Bilde und der Reaktion des Gesamtorganismus lassen sich immunobiologisch und hämatologisch Unstimmigkeiten nachweisen, die davor warnen sollten, von dem anatomischen Bilde allein therapeutische Maßnahmen (Auswahl für Heilstättenbehandlung, Röntgenbestrahlung) abhängig zu machen.

Da das anatomische Bild in seinen mannigfachen und wechselnden Vermischungen durchaus nicht immer dem immunobiologischen Bilde und der Reaktion des Gesamtorganismus entspricht, sollte grundsätzlich bei der klinischen Einteilung der chronischen Lungentuberkulose auch der immunobiologische Gesichtspunkt berücksichtigt werden.

Die Begriffe „aktiv” und „inaktiv” sind dabei abzulehnen; statt dessen empfiehlt es sich, von einem „kompensierten” (immunobiologisches Gleichgewicht) und einem „inkompensierten Infekt” zu sprechen.

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