Dtsch Med Wochenschr 1906; 32(16): 628-631
DOI: 10.1055/s-0028-1141986
Feuilleton

© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Die moderne Homöopathie in ihrer letzten Selbstoffenbarung1)

(Homöopathie, ein Wort zur Aufklärung und Abwehr von Dr. K. Kiefer in Leipzig.)Erich Harnack in Halle 1) Vor kurzem ist mir — und wahrscheinlich einer großen Reihe andrer Aerzte — das im Titel erwähnte Schriftchen von Dr. Kiefer in Leipzig, dem Sitz der Wilmar Schwabeschen Hauptoffizin der Homöopathie. zugegangen. Die Schrift, die anscheinend zur Abwehr der neuerdings wieder hervortretenden Bemühungen unserer Standesvertretungen, das geradezu widersinnige „Selbstdispensierrecht der Homöopathen” zu beseitigen, verfaßt ist, erscheint geschickt genug, um alle diejenigen, die von der Sachenichts verstehen — und deren finden sich ja leider recht zahlreiche auch in unseren Parlamenten, nicht wenige bei unseren Behörden —, davon zu überzeugen, daß in der Homöopathie doch ein „berechtigter Kern” enthalten sei. Ich habe es deshalb im Interesse der Sache für nötig gehalten, die Kiefersche Schrift auf ihren „Kern” prüfen zu lassen, und unsere Leser werden es nicht weniger als ich Herrn Geheimrat Harnack Dank wissen, daß er es sich nicht hat verdrießen lassen, in der ihm eigenen gründlichen Weise sich mit den zum so und sovielten Male „modifizierten” Behauptungen der Homöopathen zu beschäftigen. Daß freilich durch die Auseinandersetzungen Harnacks viele Homöopathen sich überzeugen lassen werden, glauben wir nicht Sicherlich nicht diejenigen, denen die Einträglichkeit ihrer Praxis (die bekanntlich nicht nur persönlich, sondern auch — wir glauben nicht zu übertreiben — fast durchweg in schwunghaftester Weise nach dem aus den Zeitungsinseraten ja genügend bekannten Prinzip „Auswärtige auch brieflich” betrieben wird) Veranlassung gibt, lieber weiter mit der Dummheit der Leute zu rechnen, als der Wahrheit zu dienen.
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Publication Date:
10 August 2009 (online)

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