Dtsch Med Wochenschr 1910; 36(36): 1642-1647
DOI: 10.1055/s-0028-1143030
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Schwangerschaftstoxämie1)

J. Hofbauer
  • Aus der Universitäts-Frauenklinik in Königsberg. (Direktor: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Winter.)
1) Vortrag im Verein für wissenschaftliche Heilkunde zu Königsberg am 22. Februar 1910.
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Publication Date:
22 June 2009 (online)

Zusammenfassung

Die Entwicklung des Foetus und seiner Hüllen übt eine Rückwirkung auf den maternen Organismus, welche unter bestimmten Bedingungen sich zu dem Bilde einer schweren Autointoxikation steigert. Die Annahme, daß die von der Plazenta ausgehende Beeinflussung in dem Sinne erfolgt, daß Immunitätsreaktionen wie nach der Einfuhr blutfremder Eiweißstoffe ablaufen, steht mit den Ergebnissen der biologischen Untersuchungsmethoden im Widerspruch. Eine Intoxikation dagegen, veranlaßt durch die der Plazenta eigentümlichen Fermente, erscheint nach den vorliegenden Resultaten wahrscheinlich. Beim Ablaufe der normalen Gravidität sind als Folge der fötalen Einflüsse degenerative Prozesse in der Niere und der Leber nachzuweisen. Daneben treten hyperplastische Vorgänge an den Drüsen mit innerer Sekretion auf. Damit im Einklange stehen bestimmte Abnormitäten des Stoffwechsels der Graviden. Als Paradigmen schwerer Graviditätstoxämien sind die Eklampsie und das perniziöse Erbrechen anzusehen. Die ätiologische Klarstellung ihrer Pathogenese ist noch keine absolut eindeutige; die Kenntnis der histologischen und biochemischen Vorgänge dagegen hat wesentliche Klärung gefunden.