Pneumologie 2009; 63(2): 64
DOI: 10.1055/s-0028-1145249
Pneumo-Fokus

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Arbeitsmedizin - Vermiculit: Pleurale und interstitielle Veränderungen schon bei geringer Exposition

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Publication Date:
16 February 2009 (online)

 

Vermiculit ist ein seltenes Mineral aus der Klasse der Silikate. Es wird z. B. zur Herstellung von Katzenstreu, zur Produktion von Feuerwerkskörpern oder als Dämmstoff verwendet. Während die gesundheitsgefährdenden Effekte von Vermiculit schon seit Längerem bekannt sind, sind die Dosis-Wirkungs-Beziehung und die gesundheitlichen Langzeitkonsequenzen weiterhin unklar. A. Rohs und Kollegen haben systematisch den Zusammenhang zwischen Vermiculit-Lebensexposition und pleuralen und interstitiellen Veränderungen bei Fabrikarbeitern untersucht. Am J Respir Crit Care Med 2008; 177: 630–637

Von 1921 bis 1990 wurden mehr als 80 % des gesamten weltweiten Bedarfs an Vermiculit in Libby, Montana, USA, abgebaut. Von hier aus wurde das Mineral weltweit in 200 verschiedene Fabriken geliefert. 1979 schätzte die amerikanische Umweltschutzbehörde EPA, dass ungefähr 13 Mio. Menschen in der Nachbarschaft von Vermiculit-Fabriken lebten und über 100 Mio. Kontakt mit den Produkten hatten. J. E. Lockey et al. führten zum damaligen Zeitpunkt eine Kohortenstudie in einer Fabrik durch, die Libby-Vermiculit verwendete. Sie beschrieben erstmals, dass durch die Fasern pleurale und pulmonale Veränderungen auftraten. Damals zeigten 2 % aller Arbeiter pleuropulmonale Veränderungen. Am deutlichsten zeigten sich die pathologischen Veränderungen mit 8,4 % in der Gruppe von Arbeitern, die am stärksten den Vermiculit-Fasern ausgesetzt war.

In der aktuellen Studie von A. Rohs und Mitarbeitern reevaluierten die Forscher 25 Jahre nach Beendigung der Vermiculit-Exposition die Originalkohorte von 1980. Ziel war es zu untersuchen, ob 25 Jahre später die Prävalenz von pleuropulmonalen Veränderungen in der Kohorte gestiegen war und ob dies mit der Vermiculit-Lebensexposition in Zusammenhang stehen könnte. An der Folgestudie nahmen 280 Arbeitern teil (65 % aller Probanden der Originalkohorte). Von jedem Arbeiter wurde eine p.-a.-Thorax-Röntgenaufnahme gemacht und durch Interviews gewannen die Wissenschaftler Informationen über den Gesundheitszustand der Arbeiter. Primärer Endpunkt waren pleurale und/oder interstitielle Veränderungen.

Fast ein Drittel aller Arbeiter wiesen pleurale Veränderungen und fast 3 % zusätzlich interstitielle Veränderungen auf. Es bestand eine Dosis-Wirkungs-Beziehung zwischen kumulativer Vermiculit-Fasern-Exposition und pleuralen Veränderungen (p < 0,001), d. h. je höher die kumulative Vermiculit-Fasern-Exposition war, desto schwerwiegender waren die pleuralen Veränderungen.

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