Zusammenfassung
Die parenchymatösen Jodtinktureinspritzungen vermögen 80% und mehr der hyperplastischen
Kröpfe mittlerer Größe zu heilen. Sie stellen keine harmlose Methode dar.
Aber ihre Gefahren sind im Vergleich zur Strumektomie gering. Man rechnet bei dieser
auf etwa 3% Mortalität, wenn auch Kocher auf dem Chirurgenkongreß von 1911 berichten
konnte, daß er unter den letzten 461 Operationen keinen Todesfall zu verzeichnen hatte.
Aber die Operation hat noch andere Gefahren. Zunächst die Cachexia strumipriva, die
Reichel sogar dann noch erlebte, wenn er Schilddrüsenreste von Hühnereigröße zurückgelassen
hatte. Sodann die Tetania parathyreopriva, die u.a. auch Sudeck in der oben erwähnten
Arbeit zu beklagen hatte. Endlich die Rekurrenslähmung, und zwar zuweilen auch doppelseitige
mit ihren verhängnisvollen Folgen. Aus einer so hervorragenden Klinik wie der v. Eiselbergschen
werden fast 20% postoperative Stimmlippenstörungen zugestanden. Im Vergleich dazu
fallen doch die Gefahren der parenchymatösen Injektionen wenig schwer ins Gewicht!
Gegen diese läßt sich allerdings noch ein Bedenken erheben, von dem ich bisher nicht
gesprochen habe, nämlich daß sie Verwachsungen der Kapsel erzeugen, welche einen etwaigen
späteren Eingriff recht erschweren können. Das ist richtig. Allein die Erschwerung
der Operationstechnik ist kein hinreichender Grund, ein Verfahren abzulehnen, welches
vier Fünftel der Kröpfe ohne Operation zu heilen vermag.