Dtsch Med Wochenschr 1922; 48(27): 898
DOI: 10.1055/s-0028-1165875
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Ueber die Behandlung des Kropfes mit parenchymatösen Einspritzungen1)

G. Krebs in Hildesheim 1) Nach einem Vortrag auf der 8. Versammlung der Vereinigung niedersächsischer Ohren-, Nasen- und Halsärzte zu Hamburg im Krankenhaus Barmbeck, den 10. XII. 1921.
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Publication Date:
23 August 2009 (online)

Zusammenfassung

Die parenchymatösen Jodtinktureinspritzungen vermögen 80% und mehr der hyperplastischen Kröpfe mittlerer Größe zu heilen. Sie stellen keine harmlose Methode dar.

Aber ihre Gefahren sind im Vergleich zur Strumektomie gering. Man rechnet bei dieser auf etwa 3% Mortalität, wenn auch Kocher auf dem Chirurgenkongreß von 1911 berichten konnte, daß er unter den letzten 461 Operationen keinen Todesfall zu verzeichnen hatte. Aber die Operation hat noch andere Gefahren. Zunächst die Cachexia strumipriva, die Reichel sogar dann noch erlebte, wenn er Schilddrüsenreste von Hühnereigröße zurückgelassen hatte. Sodann die Tetania parathyreopriva, die u.a. auch Sudeck in der oben erwähnten Arbeit zu beklagen hatte. Endlich die Rekurrenslähmung, und zwar zuweilen auch doppelseitige mit ihren verhängnisvollen Folgen. Aus einer so hervorragenden Klinik wie der v. Eiselbergschen werden fast 20% postoperative Stimmlippenstörungen zugestanden. Im Vergleich dazu fallen doch die Gefahren der parenchymatösen Injektionen wenig schwer ins Gewicht! Gegen diese läßt sich allerdings noch ein Bedenken erheben, von dem ich bisher nicht gesprochen habe, nämlich daß sie Verwachsungen der Kapsel erzeugen, welche einen etwaigen späteren Eingriff recht erschweren können. Das ist richtig. Allein die Erschwerung der Operationstechnik ist kein hinreichender Grund, ein Verfahren abzulehnen, welches vier Fünftel der Kröpfe ohne Operation zu heilen vermag.