Zahnmedizin up2date 2009; 3(3): 235
DOI: 10.1055/s-0029-1185708
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,

Karl-Rudolf Stratmann
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Publication Date:
25 May 2009 (online)

Krise oder doch nicht? Leben wir in „bewegten Zeiten“? Oder trifft uns gerade der große Niedergang?

Lassen Sie mich zuerst einen Blick in unsere druckfrische Zahnmedizin up2date werfen – dann kehre ich zurück zur Frage.

Vor Ihnen liegt wie gewohnt ein interessanter Querschnitt durch die Zahnheilkunde. Und ein Blick in Ihren Sammelordner zeigt, dass sich seit unserer Premiere im Oktober 2007 eine ganze Menge Zahnmedizin bei Ihnen gesammelt hat! Erst nach einer gewissen Zeit und im Rückblick sieht man, was so alles Neues auf uns zugekommen ist, und auch, wo Ihr Schwerpunkt gelegen hat. Auch wenn Sie sich persönlich auf ein oder zwei besondere Gebiete der Zahnmedizin spezialisiert haben, bleibt es wichtig und für unsere Patienten wertvoll, sich den generellen Überblick zu „leisten“. Ihr persönliches Ziel ist es, Ihren Patienten die gesamte Zahnheilkunde anbieten – quasi von Geburt an bis ins hohe Alter? Dann ist der „Gesamtblick“ für Sie erst recht von unerlässlicher Bedeutung. Daher halten wir heute die folgenden Themen für Sie bereit:

Sie werden grundlegende Überlegungen zur zahnärztlichen Prothetik finden. Wir behandeln im Grunde chronisch kranke Patienten und schon nach dem Verlust bereits nur eines Zahnes gibt es vielfältige Lösungsmöglichkeiten. Im Gespräch mit dem Patienten müssen wir für diesen konkreten Fall und diesen einzelnen Patienten die beste Lösung finden – doch wie oder anhand welcher Entscheidungskriterien? Der Artikel von Professor Biffar regt uns mit Sicherheit zum Nachdenken und Diskutieren an. Er zeigt uns, dass wir Ärzte für Mundgesundheit sind und dem Patienten unsere Gesundheitsangebote auf der Grundlage eines profunden Wissens darlegen müssen. Erst im Zusammenspiel von Arzt und Patient werden sich dann Wege zur Lösung seines Anliegens auftun.

Der grundlegende Artikel von Frau Dr. Peroz zeigt uns ein komplexes Geschehen. Für ein vielfältiges Beschwerdebild werden Schienenbehandlungen mit steigender Anzahl verordnet. Wichtig ist es zu bedenken: Es handelt sich dabei um die Behandlung eines kranken Menschen und wir greifen dabei in großem Umfang in das neuromuskuläre System ein! Ein spannendes und prägnantes Update rund um die Schiene.

Die Implantologie hat unser Berufsbild revolutioniert. Im Gegenzug führen Erwartungen der Patienten und Erzählungen im Freundes- und Bekanntenkreis zu Verunsicherung und überzogenen Vorstellungen. Neben reißerischen Slogans wie „Neue Zähne in 24 Stunden“ gibt es eine regelrechte Begriffsverwirrung, die es zu lichten gilt. Was verstehen wir unter Sofortversorgung, „immediate loading“, „kürzerer Einheilzeit“ – um nur einige wenige Begriffe zu nennen. Als Fachärzte für den Mund müssen wir wissen, was geht und was nicht geht. Der Artikel aus Bonn räumt auf unter den Begrifflichkeiten. Umso wichtiger für uns, denn nur der kompetent beratene und aufgeklärte Patient kann sich frei entscheiden und wird anschließend auch voll und ganz hinter der einmal gewünschten Behandlung stehen.

Abgerundet wird unser Rundgang durch einen Artikel über die Ozonbehandlung. Darüber liest man Manches – doch was genau ist Ozonbehandlung? Welche Möglichkeiten verbergen sich hinter diesem „Newcomer“? Und natürlich auch: Was limitiert diese Anwendungen? Wichtig ist, dass wir auch auf fachlichem Neuland unsere Patienten profunde informieren können. Nach der Lektüre werden Sie vielleicht Lust verspüren, Ihr persönliches Behandlungsspektrum zu erweitern und dann noch intensiver in diese Materie einzusteigen.

Nach diesem intensiven Rundgang noch einmal zum Anfang – gibt es eine Krise? Wir als Zahnärzte, Fachärzte für orale Gesundheit unserer Patienten, haben ein interessantes Einsatzgebiet mit wechselnden Gesichtern. Und: Wir können sehr viel für die Gesundheit unserer Patienten bewirken! Unsere Zahnmedizin up2date wird Ihnen immer wieder vor Augen führen, wie vielfältig und abwechslungsreich unsere Arbeit ist. An uns liegt es dann, die Aufgabe „Bessere Mundgesundheit und Lebensqualität für unsere Patienten“ nach unserem besten Wissen in Angriff zu nehmen. Bedenkt man dies alles, denke ich, macht es einfach wesentlich mehr Sinn, sich mit diesen interessanten Aspekten unserer Berufs zu befassen, als in Duldungsstarre vor dem Wort „Krise“ zu verharren.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine spannende Lektüre und viel Freude in Ihrem Beruf!

Dr. med. dent. Karl-Rudolf Stratmann
Schriftleitung der Zahnmedizin up2date
und Generalsekretär der DGZMK

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