veterinär spiegel 2009; 19(02): 68-70
DOI: 10.1055/s-0029-1185763
kleintiere & heimtiere
Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG Stuttgart

Chronisch-orthopädischer Schmerz – Wie behandle ich ihn konservativ?

Sabine Tacke
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Publication Date:
29 June 2009 (online)

Einleitung

Orthopädische Schmerzen können sehr vielfältige Ursachen haben und ebenso vielfältig ist oft auch die Therapie. Chronische und vor allem rezidivierende Schmerzen sind das Kardinalsymptom bei orthopädischen Erkrankungen, die mit Arthrosen einhergehen. Die Schmerzen in arthrotisch veränderten Gelenken sind in erster Linie durch eine aktivierte Arthrose bedingt und Entzündungsreaktionen spielen eine ganz wichtige Rolle. Der Behandlungsansatz sollte in diesen Fällen multimodal sein. Außerdem muss der Besitzer unbedingt ausführlich darüber aufgeklärt werden, dass die Therapie für den Patienten wichtig, eine vollständige Heilung aber nicht zu erwarten ist. Die klinischen Symptome können durch eine patientenadaptierte Therapie sehr oft gebessert werden und auch symptomfreie Zeiträume sind möglich. Die Therapie hat zum Ziel, die Verschlechterung der klinischen Symptome zu verhindern oder hinauszuzögern. Die Bewegungsfähigkeit der Gelenke und die Muskelfunktion müssen therapeutisch erhalten werden. Je sorgfältiger der Besitzer den Behandlungsplan einhält, umso besser ist die Prognose für das Tier, möglichst lange beschwerdefrei zu bleiben. Vor Beginn der Therapie ist die Diagnose exakt zu stellen und eventuell notwendige Operationen sind nicht hinauszuzögern. Bei der Beurteilung von Röntgenbildern ist unbedingt zu beachten, dass der Grad der radiologisch sichtbaren arthrotischen Veränderungen sehr oft nicht mit dem Grad der klinischen Beschwerden einhergeht.

Oft ist es nicht einfach, chronisch-orthopädische Schmerzen sicher zu erkennen, denn die Erfassung von chronischen Schmerzen ist deutlich schwieriger als die Erfassung von akuten Schmerzzuständen und kann häufig erst retrospektiv, nach erfolgreicher Therapie, sicher bestimmt werden. Chronische Schmerzen entwickeln sich häufig langsam über einen sehr langen Zeitraum. Zusätzlich handelt es sich gerade bei Patienten mit arthrotischen Schmerzen oft um ältere Hunde oder Katzen, die zusätzlich vielmals noch adipös sind. Der Besitzer spricht die langsam einsetzenden Verhaltensänderungen dem Alter des Tieres zu. Es wird in der Literatur und auch in Erfahrungsberichten über sehr viele Möglichkeiten der Therapie des Osteoarthrose(OA)-Schmerzes berichtet. Bei all diesen Berichten ist zu beachten, dass die Untersuchungen oft sehr heterogen sind, die Beurteilung der klinischen Wirkung subjektiv erfolgt, die Fallzahlen klein sind und Kontrollgruppen fehlen. Bisher konnte nur für wenige Therapieverfahren eine klinische Wirksamkeit sicher nachgewiesen werden. Grundsätzlich sollte immer versucht werden, mit dem für den Patienten am wenigsten belastenden Verfahren anzufangen. Im Verlauf der Osteoarthrose-Schmerztherapie wird aber sehr oft eine Anpassung der Therapie in Abhängigkeit von den klinischen Symptomen erfolgen müssen. Das oberste Therapieziel muss sein, dass der Patient nicht dauerhaft unter den Schmerzen zu leiden hat.